4 Ernährungsmythen, die wir endlich vergessen sollten

Keine Kohlenhydrate, kein Zucker, keine verarbeiteten Lebensmittel, auf keinen Fall Weizenprodukte, stattdessen Schonkost, regelmäßige Saftkuren oder doch lieber die Steinzeit-Diät?

Wer sich mit gesunder Ernährung beschäftigt, dem wird schnell klar, dass es mittlerweile eine Vielzahl an Ernährungsweisen gibt und alle behaupten die beste zu sein. Aber nicht alle wirken sich tatsächlich positiv auf unseren Körper aus. Nach wie vor halten sich viele Ernährungsmythen hartnäckig und sorgen für Unsicherheiten und Verwirrung.  

Aber welche Ernährungsirrtümer sollten wir endlich aus unserem Gedächtnis streichen? Wir haben 4 dieser Ernährungsmythen näher unter die Lupe genommen: 

# 1 Dickmacher Kohlenhydrate

Wer auf Kohlenhydrate verzichtet, vermeidet unnötige Dickmacher – kaum jemand hat diese Aussage noch nicht in irgendeiner Form gehört. Ob Nudeln, Brot, Reis oder Kartoffeln – sie alle galten lange als tabu und das völlig zu Unrecht.  Ernährungswissenschaftler und Diabetologen wissen, wie wichtig Kohlenhydrate für eine ausgewogene Ernährung sind: Sie sind sowohl für den Verdauungsprozess als auch für die Verstoffwechselung von Eiweißen und Fetten unverzichtbar. Ohne Kohlenhydrate könnte die Leber aufgenommene Fette nicht aufspalten und Mangelerscheinungen würden auf Dauer entstehen.

Aber warum schwinden die Pfunde, wenn man auf Kohlenhydrate verzichtet? Die Antwort liegt im Glykogen, einem Vielfachzucker. Verzichtet man auf Kohlenhydrate, baut der Körper vermehrt Glykogen ab. Glykogen bindet Wasser, wodurch zu Beginn der Low-Carb-Diät schnell die Pfunde purzeln. Wer wieder Kohlenhydrate isst, speichert wiederum mehr Wasser, was sich an einem Plus auf der Waage erkennen lässt. Auf überschüssige Kilos in Form von Fettpölsterchen oder die körperliche Fitness hat ein Verzicht auf Kohlenhydrate langfristig jedoch keine Auswirkungen.  

Die positiven Auswirkungen der Low-Carb-Diät konnten bislang in keiner Langzeitstudie nachgewiesen werden. Anstatt jegliche Kohlenhydrate vom Speiseplan zu verbannen, ist es sinnvoll auf die Art der Kohlenhydrate zu achten und lieber zu Vollkornprodukten zu greifen. Diese halten nicht nur länger satt und wirken Heißhungerattacken entgegen, sondern liefern mehr Nährstoffe und fördern durch den hohen Ballaststoffgehalt die Verdauung.

#2 Weizen als Tabu

Passend zum Thema Kohlenhydrate widmen wir uns gleich dem nächsten Ernährungsmythos: Weizen ist schlecht für das Wohlbefinden und die Gesundheit. Wer sich gesund ernähren möchte, sollte besser zu Urgetreide greifen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Weizen in vielen (verarbeiteten) Lebensmitteln des täglichen Bedarfs steckt und wir dementsprechend verhältnismäßig viel Weizen zu uns nehmen. So zählt Weizen bei vielen Grundnahrungsmitteln, wie Brot oder Nudeln zu den häufigsten Inhaltsstoffen. Dass Weizen - abgesehen von Menschen mit Glutenunverträglichkeit - ungesund ist, konnte bislang jedoch nicht erwiesen werden.  

Warum viele Menschen trotzdem vermehrt mit Blähungen, Verdauungsbeschwerden oder Kopfschmerzen auf den Konsum von Weizen reagieren, könnte vielmehr in der Art der Zubereitung liegen: Anders als noch vor einigen Jahren werden Brot, Nudeln und Co. heute deutlich schneller verarbeitet. Während der Teig im ursprünglichen Herstellungsprozess vorfermentierte und sich Ein-, Zwei- und Mehrfachzucker auf natürliche Weise reduzierten, bleibt dieser positive Aspekt heute meist aus, was sich negativ auf die Verträglichkeit der Produkte auswirkt.  

Anstatt Weizen grundsätzlich vom Ernährungsplan zu streichen, kann es sinnvoll sein, stattdessen den Konsum stark verarbeiteter Lebensmittel zu reduzieren. Dann kann Weizen, wie auch anderes Getreide ein Gewinn für die tägliche Ernährung sein.

#3 Regelmäßige Detox-Kuren fördern die Gesundheit

Allerhand Helferlein wie Heilerde, Detox-Tees, Zeolith, Saftkuren und unzählige Produkte sind inzwischen im (Online-)Handel zu finden. Sie alle versprechen schädliche Gifte auszuleiten, zu entschlacken und die Gesundheit zu verbessern. Aber was ist dran an diesen Wundermitteln? 
Wer denkt, dass bestimmte Tee-Kuren oder Detox-Pülverchen die Gesundheit nachhaltig verbessern, der stellt sich diese Prozesse zu einfach vor. Denn mit diesen Detox-Kuren lassen sich weder Umweltgifte abtransportieren noch schädliche Endprodukte aus dem Körper schleusen. Auch aussagekräftige Studien zu dieser Thematik gibt es bislang nicht, das zeigt auch eine umfassende Untersuchung des “Journal of Human Nutrition an Dietetics”.  

Stattdessen verfügt der Körper von Natur aus über hervorragend funktionierende Entgiftungsprozesse: Haut, Nieren, Leber, Lunge und der Magen-Darm-Trakt sorgen rund um die Uhr dafür, dass schädliche Substanzen zuverlässig ausgeleitet werden. Nachhelfen ist hier in der Regel überflüssig. Zumal auch die besagte Wirkungsweise frei verkäuflicher Detox-Produkte vielen Expertinnen und Experten nach wie vor unklar ist. Und auch die Hersteller selbst definieren die “Toxine” und die Art und Weise der Entgiftungsprozesse nur selten. Darüber hinaus können Heilerde, Detox-Tee und Co. nicht die Aufnahme von Pflanzenschutzmitteln, Schwermetallen oder Mikroplastik verhindern – ein viel größeres Problem der heutigen Zeit.  

Stattdessen machen bestimmte Detox-Produkte auch immer wieder negative Schlagzeilen. So können einige der verkauften Entgiftungskuren selbst zu Vergiftungen führen. Die Verbraucherzentrale rät aus diesem Grund beispielsweise deutlich von der Einnahme von Detox-Produkten auf Zeolithbasis ab. Zeolith ist der Hauptbestandteil von Katzenstreu und wird für Menschen als Entgiftungskur in Form von Pulvern oder Kapseln verkauft.  

Immer wieder wurden in der Vergangenheit hohe Konzentrationen an Schwermetallen, wie beispielsweise Blei und Quersilber in entsprechenden Zeolith-Produkten nachgewiesen. Schwermetalle stellen tatsächlich ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar, indem sie sich im Körper anlagern und das zentrale Nervensystem und die Organe nachhaltig schädigen.

Weitere Informationen zur Stellungnahme der Verbraucherzentrale

Das ist übrigens ein großes Problem der Nahrungsergänzungsmittel, egal ob zur Entgiftung oder sonstigen Wirkweisen: Anders als Medikamente werden Nahrungsergänzungsmittel vor dem Verkauf weder auf ihre Wirksamkeit noch Sicherheit geprüft. Hier lohnt sich in jedem Fall ein kritischer Blick auf die Wirkungsweise und die Inhaltsstoffe der einzelnen Produkte. Von teuren Detox-Produkten mit vagen definierten Wirkungsweisen und Inhaltsstoffen ist jedoch dringend abzuraten.

Aber auch die entgiftende Wirkung natürlicher Saftkuren oder Suppenkuren konnte bislang nicht erwiesen werden. Wem eine Ernährungsumstellung schwerfällt, für den könnte eine solche Kur jedoch hilfreich sein, um alte Essgewohnheiten zu durchbrechen und die Ernährungsumstellung erleichtern.  

Eine abwechslungsreiche und gesunde Ernährung in Kombination mit regelmäßiger sportlicher Betätigung wirkt sich stattdessen nachweislich positiv auf Körper und Geist aus. Der Körper verfügt dank verschiedener Organe auf ganz natürliche Weise über wirkungsvolle Entgiftungsmechanismen, die teure Detox-Produkte überflüssig machen.

#4 Wer ausreichend Sport macht, darf alles essen

Sport gilt als Grundstein für ein langes und gesundes Leben – so weit so gut. Aber stimmt es, dass sportlich aktive Menschen wirklich essen dürfen, was sie möchten? Wer sich schon etwas mit dem Stoffwechsel beschäftigt hat, für den liegt die Antwort auf der Hand: Natürlich nicht. Denn wie viel Kalorien beim Sport tatsächlich verbrannt werden, könnte für den einen oder anderen ernüchternd sein.
Wer Sport treibt, hat zwar einen höheren Kalorienbedarf, allerdings hat auch dieser Grenzen: Führen wir dem Körper auch bei sportlicher Betätigung mehr Kalorien zu, als tatsächlich benötigt werden, wird sich dies schnell auf das Körpergewicht auswirken. 
Ausschlaggebend für ein gesundes Körpergewicht ist nämlich vor allem die Balance zwischen Kalorienzufuhr und Kalorienverbrauch. Hier sollte sich die Waage halten.  

Wer abnehmen möchte, sollte dementsprechend auf ein angemessenes (!) Kaloriendefizit achten, also mehr Kalorien verbrennen als zuführen. Nur so lassen sich auf gesunde und langfristige Weise störende Kilos verlieren. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Betätigung gelten als Schlüssel für einen gesunden Körper und Geist. Und wer ab und zu Lust auf Junkfood hat, der darf auch hier in Maßen genießen. 

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