Normalerweise gelten Spätherbst und Winter als Hochzeit für depressive Verstimmungen und Depressionen. Die dunkle Jahreszeit, wie November und Dezember häufig genannt werden, bringt ungemütliches Wetter und kaum Sonnenstunden mit sich.
Sogar Menschen ohne Depression sind dann gerne zuhause und können gut verstehen, dass viele bei diesen Witterungsverhältnissen keine Lust haben vor die Tür zu gehen und sich zunehmend verkriechen.
Das gemütliche Einsiedlerleben zuhause auf der Couch ist in dieser Jahreszeit bei vielen ganz normal. Dass sich einige Menschen allerdings tatsächlich krankheitsbedingt zuhause verkriechen und nicht nur dem schlechten Wetter entkommen wollen, ist vielen Menschen gar nicht bewusst.
Genau das ist auch der Grund, warum der Frühling die schwierigste Zeit für Menschen mit Depression ist. Das ungemütliche Wetter ist als Ausrede nicht länger gültig und die gesellschaftliche Konvention, sich im Herbst und Winter ganz einfach zu zuhause zu verkriechen, ist im Frühling nicht mehr gültig.
Das liegt unter anderem auch daran, dass viele Menschen besonders im Frühling voller Unternehmungslust und Tatendrang sind.
Ausflüge in die Natur, Gartenfeste oder ein gemütliches Feierabendbier im Biergarten gehören dann für viele zur Tagesordnung. Da fällt es schwer zu verstehen, dass andere Menschen auch dann einfach gerne zuhause bleiben möchten.
Während im Winter mehr Menschen mit Verständnis reagieren, wenn Verabredungen abgesagt werden, weil man sich bei diesem schlechten Wetter nicht von der gemütlichen Couch trennen konnte, stößt dies mit Beginn des Frühlings verstärkt auf Unverständnis.
Menschen mit Depression haben es deswegen im Frühling besonders schwer: Es wird erwartet, dass mit zunehmenden Temperaturen und schönem Wetter Depressionen ganz einfach geheilt sind. Dieses mangelnde Verständnis und der verstärkte Druck durch das soziale Umfeld und Sätze wie: “Geh doch mal an die frische Luft, das würde dir und deiner Laune gut tun”, machen den Alltag für Menschen mit Depression zum sozialen Spießrutenlauf. Übrigens ist auch gerade in den Frühlings- und Sommermonaten die Suizidrate am höchsten.
Natürlich trüben die zunehmende Dunkelheit und das ungemütliche Wetter im Herbst und Winter die Laune und auch ein sinkender Vitamin-D-Spiegel wirkt sich bei vielen negativ auf die Stimmung aus. Aber während depressive Verstimmungen häufig im Frühling nachlassen, ist eine echte Depression mit dem Mehr an Sonnenschein nicht einfach kuriert.
Umso wichtiger ist es, mehr Verständnis für Menschen mit einer Depression aufzubringen. Auch wenn abgesagte Verabredungen manchmal vielleicht Enttäuschung oder Ärger bereiten, muss man sich vor Augen halten, dass es sich bei einer Depression um eine komplexe Erkrankung handelt und Betroffene nichts dafür können.
Das soll nicht heißen, dass diese Menschen einfach ausgeschlossen werden sollen - im Gegenteil! Angebote und Einladungen sollten dennoch ausgesprochen werden, allerdings sollten sich Menschen mit Depressionen nicht verpflichtet fühlen diesen nachzukommen. Mehr Verständnis und weniger Druck lautet die Devise.