Masern-Infektion löscht Immungedächtnis

Studien zeigen: Maserninfektion zerstört das Immunsystem des Körpers

Immunologen ist es nun erstmals gelungen, die langfristigen Auswirkungen einer Masernerkrankung auf das Immunsystem nachzuweisen.

Ein britisches Forschungsteam vom Wellcome Sanger Institute und ein amerikanisches Forschungsteam der Harvard Medical School veröffentlichten dazu in der Fachzeitschrift Science und Science Immunology entsprechende Ergebnisse. 

Ihren Untersuchungen zufolge vernichtet das Masernvirus schützende Biomoleküle und wichtige Immunzellen der körpereigenen Krankheitsabwehr, sodass das Immunsystem auch nach einer Maserninfektion langfristig mit den Auswirkungen der Infektion zu kämpfen hat: 

Bei Masernpatienten wurde dies schon vor einiger Zeit in Form einer sogenannten “Immunamnesie” deutlich. Diese geht mit einer deutlich höheren Infektanfälligkeit sowie erhöhten Sterblichkeit einher.

Während das Immunsystem von Kindheit an mit jeder Erkrankung und jedem Infekt stetig dazulernt und immer besser gegen Krankheitserreger geschützt ist, schädigt eine Maserninfektion dieses Gedächtnis der Immunzellen massiv: 

Das Immunsystem bildet im Zuge der Infektion zwar eine Erinnerung an das Masernvirus, allerdings werden bereits vorhandene Erinnerungen an vorangegangene Krankheitserreger gelöscht. Aus diesem Grund sind Kinder und Erwachsene nach einer Maserninfektion deutlich anfälliger für Krankheitserreger und Infektionen. Etwa die Hälfte infektionsbedingter Todesfälle bei ungeimpften Kindern sind auf eine erlebte Masernerkrankung zurückzuführen. 

Als Ursache für die Immunamnesie vermuten Forscher den Befall der weißen Blutzellen durch das Masernvirus. Wie lange diese Nachwirkungen bestehen bleiben, ist bislang noch nicht geklärt, Studien deuten allerdings daraufhin, dass mit Nachwirkungen bis zu fünf Jahre nach der Maserninfektion zu rechnen ist. Darüber hinaus zeigen Patienten eine erhöhte Anfälligkeit für entzündliche Erkrankungen der Ohren, der Lungen sowie des Gehirns. Auch ernstzunehmende Kinderkrankheiten, wie beispielsweise Mumps, können erneut auftreten.

Die beiden Forschungsteam haben für ihre veröffentlichten Arbeiten die Blutproben ungeimpfter Kinder mit denen nicht erkrankter Kinder verglichen. Die Forscher der Harvard Medical School nutzten bei ihren Untersuchungen ein neu entwickeltes Testsystem für schützende Antikörper. So konnten sie den Abwehrstatus vor und nach der Maserninfektion beschreiben.

Das britische Forschungsteam des Wellcome Sanger Institutes widmete sich in ihren Untersuchungen vor allem den Gedächtniszellen des Immunsystems. Ihre Ergebnisse zeigten, dass eine Maserninfektion durchschnittlich 20 Prozent der vormals gebildeten Antikörper vernichtete. In Einzelfällen wurden sogar mehr als 70 Prozent der gebildeten Antikörper durch das Masernvirus zerstört.

Tatsächlich erholt sich der Bestand der Zellen einige Zeit nach der Erkrankung wieder, jedoch bleibt die Zusammensetzung der Antikörper auch danach dauerhaft verändert. Bis die verlorenen gegangenen Teile des Immungedächtnisses wieder aufgebaut werden dauert Monate bis Jahre. Je älter die Patienten bei der Maserninfektion sind, desto schlechter kann die Erkrankung kompensiert werden. 

Aus diesem Grund raten Fachleute abermals dringend zur Masern-Impfung. Sie ist der einzige wirksame Schutz für Kinder oder Erwachsene.

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