Beginnt Multiple Sklerose im Darm?

Schweizer Forscher entdecken das lang gesuchte Autoantigen der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose.

Schweizer Forschern gelang kürzlich eine wichtige Entdeckung, die sowohl die Diagnose als auch eine spezifische Therapie von Multipler Sklerose möglich machen könnte.

Bei dem lang gesuchten Autoantigen handelt sich um Abschnitte auf dem Enzym GDP-L-Fucose-Synthase, das unter anderem von den Bakterien der Darmflora gebildet wird. 

Bei dem Krankheitsbild der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose (MS) greifen die T-Zellen des Körpers das eigene Gewebe an. Insbesondere die Hüllschicht der Nervenfasern, die sogenannte Myelinschicht, ist davon betroffen. Während die Untersuchungen dieser Myelinscheiben von MS-Patienten bislang keine Ergebnisse lieferten, weitete das schweizer Forschungsteam seinen Untersuchungsradius auf weitere Moleküle aus. 

Dabei wurden 200 Mischungen aus Milliarden kleinster Proteinfragmente gescannt. Die T-Zellen einer MS-Patientin dienten dabei als Sensor.
Bei zwei der untersuchten Proteinfragmente schlugen die T-Zellen an. Das Besondere: beide Fragmente sind Bestandteile des Enzyms GDP-L-Fucose-Synthase. Es ist im Gehirn an der Synthese von Fucose und der Zell-Zell-Kommunikation beteiligt.

Durch den Angriff der T-Zellen auf dieses Enzym könnte die Bildung von Fucose gestört werden, wodurch die Myelinscheiben zum sekundären Angriffsziel des Immunsystems werden. Um ihre Ergebnisse zu überprüfen hat das Forschungsteam im Anschluss die T-Zellen von weiteren MS-Patienten untersucht. Dabei reagierten die T-Zellen von 12 der insgesamt 31 Probanden auf das Enzym GDP-L-Fucose-Synthase.

Da das Enzym von einigen Darmbakterien gebildet wird, liegt die Vermutung nahe, dass die Autoimmunerkrankung ihren Ursprung nicht wie bisher angenommen im Gehirn findet, sondern im Darm. Es wird vermutet, dass die Immunzellen bereits im Darm aktiviert werden, ehe sie ins Gehirn wandern und dort mit Entzündungsprozessen auf das Zielantigen reagierten.

Diese Forschungsergebnisse könnten besonders für die klinische Medizin von großer Bedeutung sein. So könnte der Nachweis von T-Zellen, die auf die Antigene des Enzyms reagieren eine besonders frühe Diagnose von Multipler Sklerose erleichtern. Zudem könnte mit Hilfe der Antigene eine spezifische Immuntherapie möglich werden. 

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