In Deutschland werden jedes Jahr neue Regionen als Zecken-Risikogebiete eingestuft. Warme Sommer und immer mildere Winter führen dazu, dass Zecken das ganze Jahr über aktiv bleiben.
Aktuellen Untersuchungen zufolge hat die Pandemie 2020 den Zecken zusätzlich besonders gute Bedingungen in heimischen Wäldern ermöglicht: Durch Reisebeschränkungen und Urlaub zuhause strömten ungewöhnlich viele Menschen in Deutschlands Erholungsgebiete und lieferten den Zecken damit die optimale Nahrungsgrundlage: menschliches Blut.
Entsprechend stiegen die Fallzahlen der gefährlichen Hirnhautentzündung Frühsommer-Meningsenzephalitis (FSME) letztes Jahr massiv an. Über 700 Fälle wurden gemeldet - dies ist der höchste Wert, der seit dem Inkrafttreten der Meldepflicht 2001 übermittelt wurde. Der warme Sommer und viele Urlauber in Deutschlands Natur dürften dazu führen, dass sich auch 2021 zu einem neuen Rekord-Zeckenjahr entwickelt.
Auch wenn sich die Zeckenrisikogebiete jedes Jahr auch in nördliche Regionen ausweiten, liegen die Hotspots noch überwiegend im Süden Deutschlands: Südlich des deutschen Mittelgebirges sind die FSME-Zahlen im Jahr 2020 massiv gestiegen. Die meisten Fälle traten in Baden-Württemberg auf, dicht gefolgt von Bayern. In Nachbarländern wie Österreich, Tschechien und in der Schweiz ließen sich im letzten Jahr ähnlich starke Tendenzen beobachten.
Auch wenn die Zahl der FSME-Fälle in nördlichen Regionen konstant scheinen, ist eine Infektion auch dort nicht ausgeschlossen, denn das Risiko lässt sich nicht mehr lokal eingrenzen. Das zeigen auch die Entwicklungen der letzten Jahre: Immer mehr nördlich gelegene Regionen zählen zu den Risikogebieten: Erst 2019 wurde das Emsland als bislang nördlichstes FSME-Risikogebiet erklärt.
In Deutschland sind nach wie vor nur 20% der Bevölkerung gegen FSME geimpft - deutlich zu wenige, finden Experten. Angesichts der massiv steigenden Zahlen herrscht hier dringender Handlungsbedarf. Die Kosten für die FSME-Impfung werden übrigens von gesetzlichen Krankenkassen vollständig übernommen.
Dennoch bietet die FSME-Impfung kein 100%-iger Schutz vor Zecken, denn die Plagegeister übertragen neben FSME auch Borrelien, Bakterien, die Borreliose verursachen. Die Erkrankung kann unter anderem entzündliche Gelenkerkrankungen und neurologische Beschwerden auslösen. Unerkannt kann eine Infektion mit Borreliose sogar dauerhafte Schäden verursachen.
Vor Borreliose gibt es nach wie vor keinen Schutz - hier hilft nur Prävention: Achten Sie bei Ausflügen in die Natur möglichst auf lange Kleidung und verwenden Sie zusätzlich Insektenabwehrsprays.
Um mögliche Zecken frühestmöglich zu entdecken, sollten Sie Ihren Körper, auch behaarte und schwer zugängliche Stellen gründlich nach Zecken absuchen. Je früher die Zecke entfernt wird, desto geringer ist auch das Risiko einer möglichen Infektion.
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