Vorbereitung auf die In Vitro Fertilisation (IVF)
Zunächst werden die Gründe für die Unfruchtbarkeit ermittelt. Hierfür führt der Reproduktionsmediziner ein ausführliches Gespräch und eine Reihe von Untersuchungen sowie Labortests mit beiden Partnern durch. Dabei soll vor allem geklärt werden, ob der Eisprung der Frau stattfindet und ob ihre Eileiter durchgängig sind. Außerdem wird die Spermienqualität des Mannes bestimmt.
1. Hormontherapie
Bei einer In-vitro-Fertilisation steht am Anfang der Behandlung meistens die sogenannte Downregulation. Hormonpräparate sollen die körpereigene Hormonausschüttung der Frau unterdrücken und so einen vorzeitigen Eisprung verhindern.
Je nach Behandlungsschema beginnt bis zu 14 Tage später die hormonelle Stimulation der Eierstöcke. Sie soll die Eierstöcke dazu anregen, mehrere Eibläschen gleichzeitig reifen zu lassen. Dadurch erhöhen sich die Chancen, mehrere befruchtungsfähige Eizellen zu gewinnen.
Für die Hormonstimulation kommen unterschiedliche Hormonpräparate einzeln oder in verschiedenen Kombinationen infrage. Sie werden gespritzt oder als Tablette eingenommen. In den meisten Fällen wird im Vorfeld einer In-vitro-Fertilisation ein Präparat mit einem follikelstimulierenden Hormon gespritzt. Dies kann die Frau auch selbst übernehmen oder dem Partner überlassen. Da in seltenen Fällen eine Überstimulation der Eierstöcke auftreten kann, muss die Behandlung ärztlich gut überwacht werden.
In manchen Fällen braucht es keine hormonelle Stimulation der Eierstöcke. Die In-vitro-Fertilisation findet dann im natürlichen Menstruationszyklus der Frau statt (Natural Cycle IVF).
2. Künstliche Befruchtung und Einpflanzung
Etwa eine Woche nach Beginn der Hormonstimulation wird mehrmals die Größe und Reife der Eizellen kontrolliert. Dazu werden Ultraschall-Untersuchungen durchgeführt und die Hormonwerte im Blut bestimmt. Sind die Eizellen herangereift und erscheinen sie befruchtungsfähig, beendet die Frau die Hormoneinnahme. Wie viele reife Eizellen für eine IVF-Behandlung gewonnen werden können, ist sehr unterschiedlich. Es ist zu beachten, dass nicht in jedem Eibläschen eine Eizelle gefunden wird, und nicht jede Eizelle befruchtet werden kann. Mit einer Injektion des Hormons hCG wird nun – etwa zehn bis 14 Tage nach Beginn der Stimulation – der Eisprung eingeleitet. Etwa 36 Stunden später werden die befruchtungsfähigen Eizellen entnommen. Der Eingriff wird gewöhnlich über die Scheide durchgeführt. Die Frau erhält bei Bedarf Beruhigungs- oder Schmerzmittel und eine kurze Vollnarkose. Der Eingriff dauert nur wenige Minuten und wird mittels Ultraschall überwacht. Nach einer Ruhephase kann die Frau am selben Tag wieder nach Hause gehen.
Parallel zur Eizellentnahme wird auch das Sperma des Mannes benötigt und durch Masturbation gewonnen. Bis zu vier Tage vorher sollte der Mann zu diesem Zweck sexuell enthaltsam bleiben. Bei der In-vitro-Fertilisation wird in der Regel das Sperma des Partners und nicht das eines Spenders verwendet. Bei einer schweren Fruchtbarkeitsstörung des Mannes kann auch durch eine Hodenbiopsie gewonnenes und anschließend tiefgefrorenes (kryokonserviertes) Sperma zeitgerecht aufgetaut werden.
Bevor Samen und Eizelle zusammengebracht werden können, wird die Samenflüssigkeit im Labor aufbereitet. Ziel ist es, die Befruchtungsfähigkeit der Samenzellen zu verbessern und möglichen allergischen Reaktionen der Frau vorzubeugen. Anschließend bringt man Eizellen und Samenzellen in einer Nährflüssigkeit zusammen und gibt sie in einen Brutschrank. Hier soll es zur Befruchtung der Eizellen kommen – zur In-vitro-Fertilisation.
Eine befruchtete Eizelle erkennt man unter dem Mikroskop an den zwei „Vorkernen“, die das genetische Material von Spermium und Eizelle enthalten. In diesem Vorkernstadium werden die Eizellen ausgesucht, die später in die Gebärmutter übertragen werden sollen. Die anderen befruchteten Eizellen werden entweder vernichtet oder tiefgefroren. So sind sie für einen möglichen weiteren Behandlungsversuch einsetzbar, ohne dass nochmals Eizellen entnommen werden müssen.
Manchmal bleibt eine Schwangerschaft aus, obwohl die Befruchtung der Eizellen funktioniert hat. Ein Grund könnte sein, dass der Embryo nicht aus der Hülle schlüpfen kann, von der er normalerweise bis kurz vor der Einnistung in die Gebärmutter umgeben ist. Dann kann er sich auch nicht einnisten. Beim Assisted Hatching wird unmittelbar vor dem Einsetzen der befruchteten Eizelle mit einem Laserstrahl ein winziges Loch in die Hülle des Embryos gemacht, um ihm die Einnistung zu erleichtern. Die Gefahr, den Embryo dabei zu verletzen, ist Besonders bewährt hat sich Assisted Hatching bei älteren Frauen, da hier die Umhüllung dicker ist, und bei aufgetauten Eizellen, also nach der Kryokonservierung. Auch nach mehreren erfolglosen IVF-Behandlungen kann Assisted Hatching zum Einsatz kommen. Es gibt Hinweise darauf, dass in diesen Fällen mit der „Schlüpfhilfe“ mehr Schwangerschaften erzielt werden.
Höchstens drei Embryonen werden am zweiten, dritten oder fünften Tag nach der Eizell-Entnahme mithilfe eines dünnen, biegsamen Schlauchs (Katheter) unter Ultraschall-Kontrolle durch die Scheide in die Gebärmutter übertragen. Die meisten Frauen empfinden den Eingriff als wenig oder nicht schmerzhaft. Nach dem Eingriff bleibt die Frau noch einige Zeit im Ruheraum, bevor sie nach Hause gehen kann.
Liegen in der Familie des Paares, dass sich einer Kinderwunschbehandlung unterzieht, schwerwiegende Erbkrankheiten vor, sodass eine starke Schädigung von Nachkommen als wahrscheinlich gilt, ist es den Reproduktionsmedizinern heutzutage möglich, mithilfe der sogenannten Präimplantationsdiagnostik (PID) schwerwiegende Erbkrankheiten beziehungsweise genetische Erkrankungen und Chromosomenschäden ausfindig zu machen.
Die Untersuchung erfolgt in der Regel am dritten Tag nach der Befruchtung. Die Embryonen befinden sich zu diesem Zeitpunkt im sechs- bis zehnzelligen Stadium, bestehen also aus sechs bis zehn Zellen. Es werden eine oder zwei Zellen entnommen und auf Defekte überprüft. Mithilfe der angewandten Methoden kann zwischen gesunden und defekten Embryonen selektiert werden.
Die Präimplantationsdiagnostik kann insbesondere dann zum Einsatz kommen, wenn Verdacht auf eine schwere monogen vererbbare Krankheit (Mutation auf einem Gen), eine Chromosomenstörung oder eine geschlechtsgebundene schwere Erbkrankheit besteht.