Parodontitis und Parodontose

Die Parodontitis – umgangssprachlich Parodontose genannt – entwickelt sich meist schleichend und unbemerkt. Gerade das macht die weit verbreitete Zahnerkrankung so heimtückisch. Was mit scheinbar harmlosem Zahnfleischbluten beginnt, kann mit dem Verlust der Zähne enden. Doch das muss nicht sein. Rechtzeitig erkannt, kann Paradontitis erfolgreich behandelt werden.

 

Das Zahnfleisch gehört zum Zahnhalteapparat und ist damit wichtig für die Erhaltung der Zähne. Aber nicht nur das – gesundes und rosiges Zahnfleisch ist dabei noch ästhetisch und gehört zum „perfekten Lächeln“ unbedingt dazu. Zudem strahlen weiße Zähne und ein gesundes Zahnfleisch Vitalität und Frische aus.
Das Zahnfleisch besteht aus mehreren Gewebeschichten und lässt sich nicht verschieben. Die Aufgabe dieses Gewebes besteht darin, die Zähne im Knochen zu befestigen und zu versiegeln. Auf diese Weise lässt sich das Vordringen von Speisebrei, Plaque, Keimen und Fremdkörpern in Richtung Zahnwurzel verhindern. Diese Aufgabe ist sehr wichtig, weil es sonst ständig zu Verletzungen oder bakteriellen Infektionen, und infolge zum Verlust der Zähne käme.

Eine Parodontitis ist eine Entzündung des Zahnbetts und Zahnhalteapparats. Diese wird meist durch eine bakterielle Infektion verursacht, die zuerst eine Zahnfleischentzündung hervorruft und sich dann auf den Kieferknochen ausbreiten kann.
Parodontitis wird umgangssprachlich fälschlicherweise auch "Parodontose" genannt. Bei einer Parodontose handelt es sich jedoch nur um einen nicht-entzündlichen Rückgang des Zahnfleisches. Dies hat zwar keine pathologische Auswirkung, ist jedoch zum einen ästhetisch nicht ansprechend, da nach und nach die Zahnhälse freiliegen. Zum anderen hat dies auch gesundheitliche Benachteiligungen zur Folge: Die freiliegenden Zahnhälse sind empfindlicher gegenüber Krankheitserregern, wie zum Beispiel Karies. Die Endung "-itis" bei der Parodontitis deutet auf den entzündlichen Prozess hin, der den gesamten Zahnhalteapparat betrifft. 

Parodontitis tritt im Erwachsenenalter mit einer Häufigkeit von mehr als 80 % auf. Damit ist sie eine der häufigsten Infektionskrankheiten des Menschen. In der Altersgruppe zwischen 40 und 50 Jahren wird die Parodontitis besonders oft diagnostiziert. Sie entwickelt sich hier am stärksten an den Unter- und Oberkieferfrontzähnen sowie den vorderen Backenzähnen. 

Symptome einer Parodontitis

Die Symptome der Parodontitis reichen von Zahnfleischbluten über die Bildung von Zahnfleischtaschen bis hin zum Rückgang des Zahnfleisches und schließlich zum Zahnverlust. Zahnfleischbluten kann zum Beispiel beim Zähneputzen oder beim Biss in einen Apfel auftreten. Auch deutlich gerötetes und geschwollenes Zahnfleisch können Hinweise auf das Vorliegen einer Parodontitis sein.

Bei einer fortgeschrittenen Parodontitis wird neben einem Rückgang des Zahnfleisches auch Knochensubstanz abgebaut, die Zähne wirken länger. Die Empfindlichkeit der Zähne, zum Beispiel beim Verzehr kalter oder heißer Speisen, nimmt zu. Es kann auch zu Mundgeruch kommen. Lockere Zähne treten zumeist erst bei einer schweren Parodontitis auf, wenn der Knochenverlust ein bestimmtes Maß überschritten hat.

Ursachen und Verlauf einer Parodontitis

Gesundes, festes Zahnfleisch ist der beste Schutz vor Zahnverlust. Um einer Zahnfleischentzündung vorzubeugen, die sich schnell zur Parodontitis ausweiten kann, muss das Zahnfleisch regelmäßig gesäubert werden. Leider gehört die Parodontitis jedoch zu den häufigsten Erkrankungen des Zahnhalteapparates. 

Ursache der Parodontitis sind Bakterien, die sich in der Mundhöhle befinden. Diese Bakterien siedeln sich auf Zahnbelag an, der sich unter anderem aus Nahrungsresten und Speichelbestandteilen zusammensetzt. Lagert der Zahnbelag Mineralien ein und verkalkt, entsteht Zahnstein, der sich nicht mehr mit der Zahnbürste entfernen lässt. Die Bakterien siedeln sich auf diese Weise dauerhaft am Zahn an, vermehren sich und scheiden aggressive Stoffwechselprodukte aus. Das kann eine Zahnfleischentzündung auslösen. Von einer Parodontitis sprechen Zahnärzte, wenn die Entzündung vom Zahnfleisch bis zum Zahnbett vorgedrungen ist. Diese chronischen Entzündungsprozesse können bewirken, dass sich der Kieferknochen, der den Zahn umgibt, zurückbildet und Zahnfleischtaschen entstehen. In der Folge lockern sich die Zähne und können im weiteren Verlauf auch ausfallen.

Neben ungenügender Mundhygiene und mangelnder Zahnpflege können aber auch mechanische Reize, wie schlecht sitzender Zahnersatz und Kaufunktionsstörungen (zum Beispiel Zähneknirschen) zu Parodontitis führen. Weitere Risikofaktoren für das Auftreten einer Parodontitis sind allgemeine Stoffwechselstörungen und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, Störungen des Immunsystems, Stress, unausgewogene Ernährung sowie erbliche Veranlagung. Rauchen jedoch ist der größte Risikofaktor – rund 70 % der Menschen, die an einer Parodontitis erkranken, sind Raucher. In seltenen Fällen entsteht eine Parodontitis als Nebenwirkung eines Medikaments.

Diagnose Parodontitis

Bei einem Verdacht auf Parodontitis – zum Beispiel dann, wenn der Patient über häufig auftretendes Zahnfleischbluten klagt – untersucht der Zahnarzt zunächst Zähne und Zahnfleisch. Die Tiefe der Zahnfleischtaschen wird mithilfe einer speziellen Parodontalsonde festgestellt. Daneben wird überprüft, ob Plaque vorhanden ist und ob das Zahnfleisch schnell auftretende Blutungen aufweist. Auch eine Röntgenaufnahme wird angefertigt, um den Sitz der Zähne im Kiefer beurteilen zu können. Bei schweren Fällen der Parodontitis können Zahnärzte eine Bakterienprobe aus den Zahnfleischtaschen entnehmen, um anschließend gezielt mit Antibiotika gegen die Ursache der Zahnfleischentzündung vorgehen zu können. Bei der Diagnose der Parodontitis wird der sogenannte Parodontale Screening Index (PSI) gemessen. Der PSI teilt sich in Stufen von 0 bis 4 ein, das heißt von "gesundem Zahnfleisch" bis hin zur "schweren Parodontitis". Bei einem PSI von 3 liegt eine mittelschwere Parodontitis vor.

Therapiemöglichkeiten bei Parodontitis

Eine gründliche professionelle Zahnreinigung, bei der sowohl Zahnoberflächen, Zahnzwischenräume, als auch harte Zahnbeläge (Plaques) entfernt werden, sind eine notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung der Parodontitis. Dafür kommen entweder Handinstrumente (sogenannte Scaler und Küretten) oder spezielle maschinell betriebene Geräten (Schall, Ultraschall oder rotierende Instrumente) zum Einsatz. 

Die sogenannte geschlossene Kürettage reicht in vielen Fällen (bei nicht zu tiefen Zahnfleischtaschen bis circa 4 mm) bei Parodontitis-Patienten aus, um die Entzündung in den Griff zu bekommen. Die Behandlung erfolgt unter örtlicher Betäubung, sodass in der Regel keine Schmerzen auftreten. Jedoch kann das Schaben mit den Instrumenten am Zahn etwas unangenehm sein und es können kleinere Blutungen auftreten. Bis zu sechs Tage nach der Behandlung kann das Zahnfleisch noch empfindlich sein.

Sind die Zahnfleischtaschen tiefer als circa 5 mm oder besteht die Entzündung auch nach der Kürettage weiter, muss der Zahnarzt einen kleinen chirurgischen Eingriff an der betroffenen Stelle vornehmen – die sogenannte offene Kürettage. Dabei löst er die Zahnfleischränder von Zahn und Knochen. So kann er die Zahnfleischtaschen besser einsehen, gründlicher von Belägen befreien und erkranktes Gewebe entfernen. Danach reinigt er die operierten Stellen und vernäht das Zahnfleisch wieder. Der Eingriff bekämpft die Parodontitis sehr effektiv, allerdings entstehen dabei lange Zahnhälse, die mitunter empfindlich auf äußere Einflüsse wie Kälte, Hitze oder säurehaltige Speisen reagieren können.

Antibiotika werden nur bei besonders hartnäckiger Parodontitis eingesetzt und können nicht in allen Fällen den gewünschten Erfolg erbringen, da die Bakterien vom “Biofilm” der Zahnbeläge geschützt werden. 

Eine weitere Methode, um die Zahnfleischtaschen im Rahmen einer Parodontitis-Behandlung zu säubern, ist die Lasertherapie. Da der Zahnarzt mit dem Laserlicht Bakterien abtöten kann, die sich tief in den Zahnfleischtaschen befinden, muss er keine Schnitte im Zahnfleisch ziehen. Die Entzündung kann ohne diesen zusätzlichen Eingriff schnell abheilen. Sollte der Zahnarzt bei schweren Erkrankungen doch Zahnfleisch entfernen müssen, kann er mit dem Laser das Gewebe durch Verdampfen oberflächlich um Bruchteile von Millimetern abtragen oder unblutig öffnen. 

Bei diesem Verfahren kommt es seltener zu Nachblutungen und das Gewebe heilt deutlich schneller. Im Anschluss an die Parodontitis-Behandlung verabreicht der Zahnarzt häufig Arzneimittel, die das Bakterienwachstum hemmen und so Entzündungen vorbeugen können. 

Unbehandelt kann eine Parodontitis auf lange Sicht zum Zahnverlust führen.

Nachsorge

Die Erfolgsaussichten einer Parodontitis-Behandlung sind sehr gut und sie führt in der Regel zur Heilung. Nach Abschluss der Therapie sind selten kleine Nachkorrekturen notwendig. Allerdings handelt es sich bei einer Parodontitis um eine chronische Erkrankung, deshalb ist eine lebenslange Nachsorge notwendig. 

Wer von Parodontitis betroffen ist, sollte deshalb auf eine tadellose Mundhygiene achten, um der Rückkehr der Erkrankung vorzubeugen. So müssen die Zähne, um Zahnbelag wirksam zu bekämpfen, nach jeder Mahlzeit mit einer Zahnbürste sowie Zahnseide oder einer Interdentalbürste gereinigt werden. Eine Wartezeit von einer halben Stunde nach den Mahlzeiten ist allerdings beim Zähneputzen einzuhalten, um den Zahnschmelz nicht zu schädigen. Eventuell sind auch antibakterielle Mundspülungen sinnvoll.

Auch regelmäßige Termine zur professionellen Zahnreinigung sind Voraussetzung für eine optimale Mundhygiene, denn selbst mit sorgfältigster Pflege zuhause lassen sich nicht alle Zahnzwischenräume oder Zahnfleischtaschen wirksam reinigen. Darüber hinaus kann der Zahnarzt bei der Reinigung gleichzeitig den Gesundheitszustand der Zähne und des gesamten Mundraumes untersuchen. Entstehende Entzündungen können auf diese Weise frühzeitig erkannt werden. Eine professionelle Zahnreinigung alle drei bis sechs Monate verringert das Auftreten von Zahnbelag und Zahnstein zusätzlich. Nicht zuletzt trägt eine vitaminreiche und ausgewogene Ernährung zur Stärkung der Abwehrkräfte und zur Gesunderhaltung des Zahnbettes bei. Sehr hilfreich ist es zudem, auf Rauchen zu verzichten, denn Rauchen verschlechtert allgemein die Durchblutung im Gewebe – und so auch im Zahnfleisch. Auf diese Weise steigert Tabakkonsum nachweislich das Risiko für die Entstehung einer Parodontitis und erschwert auch deren Behandlung. 

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