Schädigen LEDs die Netzhaut?

Wie sich der Einsatz von LEDs im Alltag auf unsere Gesundheit auswirkt, zeigen aktuelle Studien

Ein Forschungsteam des Instituts für Messmedizintechnik und Mechatronik der Hochschule Ulm sowie Forscher der Johann von Goethe Universität Frankfurt untersuchten den zunehmenden Einsatz von Leuchtdioden (kurz LEDs) für Beleuchtungsanwendungen und Bildschirme sowie deren Auswirkungen auf die Netzhaut und den Melatonin-Spiegel

LEDs sowie Bildschirme verschiedener Geräte (Tablet, Smartphone etc.) stehen schon länger im Verdacht den Melatonin-Spiegel zu beeinflussen. Insbesondere die Nutzung von Smartphone, Tablet oder Fernsehen vor dem Zubettgehen soll die Bildung des Schlafhormons Melatonin beeinträchtigen. Schlafstörungen und ein unausgeglichener Tag-Nacht-Rhythmus können dann die Folge sein. Darüber hinaus wird seit einiger Zeit diskutiert, ob und inwieweit der Anteil des blauen Lichts der Leuchtdioden unsere Netzhaut gefährden könnte. Parameter wie etwa die Dauer, Intensität, Homogenität der Beleuchtung oder altersabhängige Effekte wurden dabei nicht berücksichtigt.

Die Untersuchungsergebnisse wurden anhand spektraler Messungen sowie physiologischer Daten ausgewertet. 

Beobachtet wurde, dass nicht nur LEDs sondern alle Lichtquellen, die Licht im blauen Spektralbereich aussenden, eine potentielle Gefahr für die Netzhaut darstellen. Wie groß die tatsächliche Gefahr ist, hängt dabei stark vom verwendeten Licht- bzw. LED-Typ ab.
Die Untersuchungen zeigten, dass warmweißes LED-Licht die geringste Blaulichtnetzhautgefährdung aufwies. Zugleich hatte das warmweiße Licht die geringsten Auswirkungen auf die Melatonin-Bildung.

Anders zeigten sich die Ergebnisse bei kaltweißen Leuchtdioden: Sie zeigten das höchste Risiko einer Netzhautgefährdung und hatten gleichzeitig die größten Auswirkungen auf die  Bildung von  Melatonin. Bei Tabletdisplays aus Einzel-LEDs waren die Auswirkungen auf Netzhaut und Melatonin-Spiegel sogar noch höher. Als Vergleich: die schädlichsten Auswirkungen auf die Netzhaut hat nach wie vor das natürliche Licht der Mittagssonne

In Hinblick auf die Hemmung der Melatonin-Bildung hatten insbesondere kalt-weiße LEDs und Bildschirme die größten Auswirkungen. Die Messungen lagen dabei in der Größenordnung des Sonnenspektrums. Dadurch sind Beeinträchtigungen des Tag-Nacht-Rhythmus’ sowie das Risiko von Schlafstörungen vor allem bei der abendlichen Nutzung von Bildschirmen und kalt-weißer Lichtquellen am wahrscheinlichsten. Darüber hinaus ist das Risiko einer Schädigung der Netzhaut umso größer je höher der Blaulicht-Anteil der jeweiligen Leuchtdioden ist. Aus diesem Grund wird derzeit diskutiert, wie sinnvoll es ist LEDs anhand der unterschiedlichen Blaulichtanteile mit einem kennzeichnenden Blaulichtlabel zu versehen. So soll die potentielle Gesundheitsgefahr zumindest grob klassifiziert werden. 

Moderne Tablets und Smartphones bieten inzwischen eine Nachtbeleuchtungsfunktion an, bei der der blaue Anteil des Lichts reduziert wird. Auf diese Weise soll die hemmende Wirkung des hellen Lichts auf die Bildung von Melatonin reduziert werden. Dennoch ist die Nutzung von Smartphone, Tablet und Co. nach wie vor umstritten. Eine gewissenhafte Verwendung bleibt letztendlich dem Nutzer selbst überlassen. 

Weitere Informationen zu den Studienergebnissen 

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