Die Zeit nach der Geburt eines Kindes ist nicht immer ungetrübt. Während der sogenannte Babyblues – eine kurzzeitige depressive Verstimmung nach der Geburt – vielen Frauen durchaus ein Begriff ist, schlägt die postpartale Depression oftmals aus heiterem Himmel zu. Manchmal sogar erst Wochen nach der Geburt. Die Symptomatik unterscheidet sich im Grunde genommen wenig von der einer klassischen klinischen Depression – mit einer Ausnahme: Bei der Wochenbettdepression zeigt sich mitunter eine problematische Haltung dem Baby gegenüber. Die Mutter empfindet starke Schuldgefühle, ihr Kind nicht bedingungslos und freudig annehmen zu können. Im schlimmsten Fall wirkt sich das auf die Interaktion zwischen Mutter und Baby sowie die Mutter-Kind-Bindung aus.
Eine schwankende Gemütslage nach der Geburt verunsichert viele Frauen. Der Grat zwischen Babyblues und einer postpartalen Depression kann durchaus als schmal empfunden werden. Während die sogenannten Heultage aber in der Regel nach wenigen Tagen abklingen, hat die Wochenbettdepression Bestand und muss behandelt werden. Was hier erschwerend hinzukommt, ist das Bestreben vieler betroffener Frauen, die Fassade der „glücklichen Mutter“ aufrecht zu erhalten.
Stellen psychische Erkrankungen ganz allgemein schon ein gesellschaftliches Tabu dar, trägt die Verknüpfung mit einer eigentlich freudvollen Situation – der Mutterschaft – dazu bei, die Problematik zu verharmlosen oder gar zu verheimlichen. Dabei ist (professionelle) Hilfe bei postpartaler Depression ein wesentlicher Schritt, die Situation nachhaltig zu verbessern. Denn – richtige Behandlung vorausgesetzt – ist die Prognose bei einer Wochenbettdepression sehr gut.