Hyposensibilisierung
Die Hyposensibilisierung (auch Desensibilisierung oder „Spezifische Immuntherapie“, SIT) ist die einzige derzeit verfügbare Behandlung, die ursächlich, also an der gestörten Toleranz des Immunsystems gegenüber einem Allergen, ansetzt.
Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist die genaue Diagnose. Nur, wenn das auslösende Allergen konkret ermittelt wurde, lässt sich auch konkret dagegen desensibilisieren. Die Behandlung kann subkutan (in Form einer Injektion unter die Haut) oder sublingual (als Einnahme einer flüssigen Lösung unter die Zunge oder als Tablette, die sich unter der Zunge auflöst), erfolgen. Die Allergene bleiben hier jeweils kurz unter der Zunge und werden dann geschluckt.
Pollenallergiker beginnen die SIT normalerweise in der pollenfreien Zeit im Herbst. Man beginnt mit einer sehr geringen Dosis des Allergens und steigert diese, bis die höchste verträgliche Dosis erreicht ist. Diese wird vom behandelnden Allergologen in einzelnen Dosen in gewissen Zeitabständen (Erhaltungsdosis) injiziert. Jedoch bieten neue Entwicklungen auch die Möglichkeit gereinigte und speziell modifizierte Allergenlösungen ohne Steigerungsintervall innerhalb eines Tages in der Höhe der Erhaltungsdosis zu applizieren. Die Einleitungsphase kann sich über mehrere Monate hinziehen. Wie viel Zeit eine Hyposensibilisierung im individuellen Fall in Anspruch nimmt, hängt von der individuellen Situation und dem verwendeten Präparat ab. In der Zeit des Pollenfluges sollte die Dosis nicht gesteigert, nötigenfalls reduziert oder ausgesetzt werden.
Durch die wiederholten Injektionen kann sich das Immunsystem an das Allergen gewöhnen und die Beschwerden bessern sich oder verschwinden sogar ganz. Wenn der Betroffene keine Beschwerden mehr hat oder diese auf dem erreichten niedrigen Level bleiben, sollte die Therapie nicht sofort abgesetzt werden um eine langanhaltende Toleranzentwicklung zu garantieren. Tritt die Allergie wieder auf, kann die Behandlung gegebenenfalls wiederholt werden.
Die Wirkung von SIT kann bis zu 16 Jahre anhalten. Die Erfolgsquote liegt bei 85 %. In Fällen, wo es trotz erfolgter SIT erneut zu einer allergischen Reaktion kommt, sollte man erwägen, die Desensibilisierung zu wiederholen.
Kinder können frühestens ab dem vollendeten fünften Lebensjahr hyposensibilisiert werden. Die Desensibilisierung kann nachweislich das Risiko des häufigen Übergangs eines Heuschnupfens in ein Allergisches Asthma reduzieren.
Im Zuge der Therapie kann es zu leichteren allergischen Reaktionen kommen, auch direkt im Anschluss der Behandlung. Es ist deshalb wichtig, dass die Patienten im Anschluss an die Behandlung ca. 30 Minuten in der Arztpraxis bleiben, um eventuelle allergische Reaktionen rechtzeitig behandeln zu können. Wird die Behandlung von vornherein als risikoreich eingestuft, erfolgt die Ersttherapie grundsätzlich stationär. Anstrengungen vor und nach der Hyposensibilisierung sind zu vermeiden, weil allein schon körperliche Belastung allergische Reaktionen auslösen kann.
Eine Desensibilisierung ist bei ausgeprägtem Asthma oder unter der Einnahme bestimmter Medikamente, beispielsweise Betablocker, nur unter Vorsicht zu empfehlen und sollte deshalb nur in enger Absprache mit dem Allergologen stattfinden. Denn bei einer möglichen stärkeren allergischen Reaktion des Körpers könnte das wichtige Notfallmedikament Adrenalin hier nicht richtig wirken und es droht ein Allergieschock.
Auch wer an einer Autoimmunerkrankung oder einer Immunschwäche leidet, kommt für die Therapie meist nicht in Betracht. Auch während der Schwangerschaft sollte keine Hyposensibilisierung begonnen werden. Gegen die Fortsetzung einer problemlos laufenden SIT spricht in diesem Fall jedoch nichts. Um das Risiko einer allergischen Reaktion besonders gering zu halten, sollte die Dosis während der Schwangerschaft jedoch nicht erhöht werden.
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Bei einer Pollenallergie gibt es außerdem die Möglichkeit einer Kurzzeittherapie über wenige Wochen oder sogar nur für eine Woche vor dem Pollenflug durchzuführen. Hier erfolgt der Dosisaufbau sehr schnell. Diese Art der Therapie sollte in den beiden folgenden Jahren jeweils vor der Pollensaison wiederholt werden, um das Ergebnis zu stabilisieren.