Diabetisches Makulaödem

Die Volkskrankheit Diabetes mellitus kann eine Vielzahl von teilweise schwerwiegenden Folgeerkrankungen mit sich bringen. Das diabetische Makulaödem gehört zu den häufigen Komplikationen und geht mit einer signifikanten Verschlechterung der Sehfähigkeit einher. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, droht sogar der vollständige Verlust der Sehkraft.

 

Die Volkskrankheit Diabetes mellitus kann eine Vielzahl von teilweise schwerwiegenden Folgeerkrankungen mit sich bringen. Eine häufige Komplikation ist die diabetische Netzhauterkrankung (Retinopathie), eine durch überhöhte Blutzuckerwerte verursachte Schädigung der Gefäßwände in der Netzhaut. Ein diabetisches Makulaödem kann als Folge daraus entstehen. Unbehandelt führt ein diabetisches Makulaödem oft zu starken Sehbeeinträchtigungen. Diese Augenschädigungen haben nicht nur einen negativen Einfluss auf das Alltagsleben des Betroffenen, sie lassen sich in der Regel auch nicht mehr komplett rückgängig machen. Mitunter droht sogar der Sehverlust.

Symptome eines Diabetischen Makulaödems

Das diabetische Makulaödem (DMÖ) bleibt in seinem Frühstadium gänzlich beschwerde- und symptomfrei. Die Erkrankung manifestiert sich erst im fortgeschrittenen Stadium durch verschwommenes Sehen und eine fortschreitende Verschlechterung der Sehfähigkeit. Oft nehmen Betroffene gerade Linien wellenförmig wahr und berichten über beeinträchtigtes Sehen von Kontrasten und Farben. 

Eine regelmäßige Kontrolle der Augen durch einen Facharzt ist für Diabetiker ganz besonders wichtig, denn circa 20 % der Patienten mit Typ-1-Diabetes und circa 25 % aller Patienten mit Typ-2-Diabetes entwickeln ein diabetisches Makulaödem. 

Das Risiko, daran zu erkranken, steigt zudem mit der Dauer der Diabetes-Erkrankung. Circa 25 % der Diabetiker weisen 15 Jahre nach Diagnosestellung ein diabetisches Makulaödem auf und circa 30 % der Diabetiker 20 Jahre nach Diagnosestellung. Insgesamt leiden in Deutschland circa 210.000 Menschen im Alter über 50 Jahren an DMÖ.

Ursachen und Krankheitsverlauf beim Diabetischen Makulaödem

Infolge der durch überhöhte Blutzuckerwerte verursachten Schädigung der Gefäßwände gelangen nicht mehr ausreichend Nährstoffe und Sauerstoff zu den empfindlichen Netzhautzellen. Eine Unterversorgung entsteht- Um den Versorgungsmangel zu beheben, geben die Netzhautzellen vermehrt einen Wachstumsfaktor ab, den Mediziner als VEGF-A bezeichnen. Dieser sorgt einerseits dafür, dass vorhandene Gefäße durchlässiger werden: Es tritt Flüssigkeit in das umgebende Netzhautgewebe aus und es kommt zu einer Schwellung (Ödem) in der Netzhautmitte des Auges, der sogenannten Makula. Hier befindet sich der Punkt des schärfsten Sehens – er ist für Farbensehen und feinste Bildauflösung zuständig. Andererseits stimuliert VEGF-A die Bildung neuer, unerwünschter Blutgefäße im Auge. Diese sind schlecht entwickelt und können auch durchlässiger sein. Dadurch können sich neue Ödeme bilden oder vorhandene Ödeme verschlimmern. Man unterscheidet zwischen einer klar umgrenzten Zone einer Flüssigkeitseinlagerung (fokales Makulaödem) und einer diffusen Flüssigkeitseinlagerung (diffuses Makulaödem) mit Blutungen innerhalb der Netzhaut. Schreitet die Schwellung der Makula voran, nimmt der Patient seine Umwelt nur noch verschwommen oder verzerrt, wie durch einen Schwamm oder eine beschlagene Scheibe wahr. 

Diagnose Diabetisches Makulaödem

Zur Erkennung der Netzhautverdickung dient die Augenspiegelung bei erweiterter Pupille: Sie ermöglicht eine präzise Beurteilung des Augenhintergrunds und somit auch der Makula. Vor der Untersuchung wird ein pupillenerweiterndes Medikament in die Augen eingetropft, damit eine genauere Diagnose gestellt werden kann. Als Basis jeder augenärztlichen Untersuchung gilt auch eine Bestimmung der Sehkraft sowohl in der Ferne als auch in der Nähe.

Zur Beurteilung und Diagnose eines Makulaödems eignet sich ebenso die optische Kohärenztomografie. Dabei wird die Netzhaut mithilfe eines schwachen Lasers im Querschnitt dargestellt. Sie gehört zu den sensibelsten bildgebenden Verfahren und erlaubt eine hochpräzise Darstellung kleinster Strukturen der Netzhaut. Zudem kann sie auch zur Kontrolle des Therapieverlaufs eingesetzt werden.

Eine weitere Möglichkeit, den Augenhintergrund zu untersuchen, bietet die Fluoreszenz-Angiografie. Dabei wird ein Farbstoff injiziert, um die Durchblutung der Netzhaut zu beurteilen und die Ausdehnung des Makulaödems, sowie mögliche durchlässige Stellen, die das Makulaödem auslösen, zuverlässig zu erkennen.

Behandlungsmöglichkeiten beim Diabetischen Makulaödem

Das modernste Verfahren zur Behandlung eines DMÖ ist die computergestützte navigierte Netzhautlasertherapie. Der Grundpfeiler jeder Behandlung des Makulaödems im fortgeschrittenen Stadium ist jedoch die operative Medikamenteneingabe.

Lasertherapie

Die Lasertherapie erfolgt üblicherweise ambulant. Dafür betäubt der Arzt das Auge zunächst mit Tropfen. Anschließend wird eine spezielle Lupe auf dem Auge platziert. Damit können krankhafte Veränderungen an der Netzhaut erkannt und im Anschluss mit energiereichen Lichtimpulsen des Lasers behandelt werden. 

Im Auge wird dieses Licht absorbiert, wodurch sich die Netzhaut im bestrahlten Bereich kurzzeitig stark erwärmt. Die Folge: Unerwünschte neue Blutgefäße werden verödet, undichte Gefäße verschlossen, was in vielen Fällen das Abklingen der Netzhautschwellung zur Folge hat. In der Regel lasert der Augenarzt mehrere kleine punktförmige Bereiche – manchmal auch mehrmals innerhalb weniger Wochen. In den Frühstadien des diabetischen Makulaödems kann oft durch eine einfache Laserbehandlung eine langfristige Stabilisierung erreicht werden. In neueren Studien wurden teilweise auch geringe Verbesserungen der Sehkraft festgestellt. Diese traten aber erst mehrere Monate nach der Behandlung ein.

Operative Medikamentengabe

Wenn das diabetische Makulaödem schon weiter fortgeschritten ist und es bereits zu einer Verschlechterung des Sehens gekommen ist, kann die Lasertherapie alleine oft nicht mehr helfen. Seit einigen Jahren besteht aber die Möglichkeit, bestimmte Medikamente direkt in das Auge einzugeben, die gegen eine der Hauptursachen für die Entstehung des diabetischen Makulaödems, den Wachstumsfaktor VEGF, wirksam sind. 

Durch Verabreichung dieser Medikamente kann ein Makulaödem stabilisiert und teilweise rückgebildet werden. Die Therapiedauer erstreckt sich dabei über mehrere Monate, in denen die entsprechenden Medikamente ins Auge injiziert werden. Dank betäubender Augentropfen ist die Injektion ins Auge jedoch kaum zu spüren. Diese Art der Medikamentengabe hat zudem den Vorteil, die Wirkstoffe genau dort einzusetzen, wo sie gebraucht werden – ohne den gesamten Organismus zu belasten. Wie bei allen Medikamenten können auch bei VEGF-Hemmern Nebenwirkungen auftreten. Diese Medikamentengruppe wird von den meisten Patienten jedoch gut vertragen.

Steroide

Auch sogenannte Steroide (Kortison und Stoffe, die dem Kortison ähneln) können per Injektion direkt in den Glaskörper verabreicht werden. Sie wirken entzündungshemmend und verringern dadurch die Durchlässigkeit der Netzhautgefäße. Dadurch kann sich ein Makulaödem verkleinern. Sie führen bei einigen  Patienten zu Verbesserungen der Sehkraft, sind aber mit dem erhöhten Auftreten von ernstzunehmenden Nebenwirkungen wie dem Glaukom (Grüner Star) und dem Katarakt (Grauer Star) verbunden. Ein ganz neuer Ansatz stellt die Verabreichung eines Depots, über das kontinuierlich Steroide abgegeben wird, in den Glaskörper dar: Diese Methode könnte eine zukünftige Option für manche Patienten sein.

Kombinationstherapie

In vielen Fällen erweist sich eine Kombination aus zwei Therapieansätzen als sinnvoll. Bei diesen werden zunächst eine deutlich reduzierte Anzahl an Injektionen durchgeführt und dann eine navigierte Lasertherapie hinzugefügt. Auf diese Weise können in vielen Fällen die notwendigen Injektionen auf ein deutlich reduziertes Mindestmaß herabgesetzt werden. Zudem werden sehr gute Ergebnisse im Bezug auf die Sehschärfenentwicklung erreicht. 

Nachsorge und Vorbeugung

Nach einer Behandlung des diabetischen Makulaödems ist eine regelmäßige Kontrolle durch den behandelnden Arzt unerlässlich. Die Kontrollhäufigkeit sollte dabei im individuellen Fall mit dem Facharzt besprochen werden.
Zudem sind eine langfristig gute Einstellung des Blutzuckers und des Bluthochdrucks, eine gesunde Ernährung und Rauchverzicht die beste Prophylaxe. Medikamente, die sicher der Entstehung eines diabetischen Makulaödems vorbeugen, gibt es jedoch leider nicht. 

Finden Sie Ihren Spezialisten
Für weitere Informationen zum Thema Diabetisches Makulaödem in Deutschland, Österreich oder der Schweiz nehmen Sie gerne mit einem unserer Experten Kontakt auf.

Häufig gestellte Fragen zum diabetischen Makulaödem (DMÖ)

  • Das Diabetische Makulaödem, kurz DMÖ, ist eine durch Diabetes mellitus hervorgerufene Augenerkrankung. Aufgrund erhöhter Blutzuckerwerte kommt es zu einer krankhaften Ansammlung von Flüssigkeit im Bereich der Netzhaut, genauer an der Makula. Infolge kommt es zu Schwellungen, wodurch sich die Sehkraft deutlich verschlechtert.

  • Als Hauptursache gilt die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus bzw. schlecht eingestellte Blutfett- und Blutzuckerwerte. Aber auch das zunehmende Alter und der Lebensstil nehmen Einfluss auf der individuelle Risiko.

  • Im Anfangsstadium bleibt das diabetische Makulaödem in der Regel völlig unbemerkt. Erst im fortgeschrittenen Stadium und zunehmender Flüssigkeitsansammlung an der Makula macht sich die Krankheit durch eine Einschränkung des Sehvermögens, des Kontrastsehens sowie einer veränderten Farbwahrnehmung bemerkbar. Auch verzerrtes oder verschwommenes Sehen sind dann keine Seltenheit. Typisch für ein Makulaödem ist außerdem, dass sich die Sehverschlechterung nicht durch Sehhilfen korrigieren lässt.

  • Wie das diabetische Makulaödem behandelt wird, richtet sich nach der individuellen Ausprägung im jeweiligen Fall. Ist ein schlecht eingestellter Diabetes ursächlich für die Augenkomplikation, so ist zunächst eine sofortige Behandlung der Stoffwechselsituation erforderlich. Weiter umfasst die Therapie des diabetischen Makulaödems die Verabreichung spezieller Medikamente. Auch eine computergestützte Laserbehandlung der Netzhaut kann sinnvoll sein.

  • Die einzige Vorbeugungsmaßnahme für Diabetes-Patienten ist eine zuverlässigen Kontrolle bzw. Behandlung des Blutdrucks und Blutzuckers. Diabetes-Patienten sollten außerdem regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt wahrnehmen. Auf diese Weise kann eine frühzeitige Diagnose mit entsprechender Behandlung gewährleistet werden. Bemerken Patienten bereits selbst Einschränkungen des Sehvermögens, ist das diabetische Makulaödem in der Regel bereits fortgeschritten.

Standorte der Ärzte

FINDEN SIE IHREN SPEZIALISTEN IN IHRER NÄHE

Folgende Ärzte bieten die Behandlung des Diabetischen Makulaödems an

Close Open Menu Arrow next Search Search Telephone Mail Fax world facebook twitter youtube instagram arrowup