Die Reizdarm-Behandlung war lange Zeit nur symptomatisch möglich und richtete sich nach den individuellen Beschwerden. Inzwischen gibt es jedoch eine vielversprechende Möglichkeit, die an der Ursache des Reizdarmsyndroms ansetzt. Dieser Durchbruch gelang einem Forscherteam an der Universität Mailand. Das Team fand heraus, dass sogenannte Bifidobakterien die Reizdarm-Symptome signifikant lindern können. Dieser spezielle Bakterienstamm zeichnet sich durch eine besonders starke Adhäsionsfähigkeit aus. Experten sprechen hier vom Pflastereffekt: Sinnbildlich kann man sich vorstellen, dass sich die Bakterien an der gereizten Darmwand anlagern, ähnlich wie ein Pflaster. Dadurch können keine Erreger mehr in die Darmwand eindringen – die Darmbarriere wird gestärkt und der Darm so vor weiteren Reizungen geschützt.
Die Einnahme dieser speziellen Bifidobakterien ist nebenwirkungsarm und vor allem langfristig wirksam. So wurden in laufenden Studien bislang unter der Zufuhr von spezifischen Bifidobakterien keinerlei Nebenwirkungen beobachtet.
Weitere Medikamente, die die Reizdarm-Symptome lindern können, sind krampflösende Mittel bei Schmerzen oder Psychopharmaka bei Stress. Der gezielte Einsatz von pflanzlichen Mitteln wie Myrrhe und Curcuma, Minzöl, Artischocken, Flohsamen und Kümmel-Fenchel-Anis-Tee kann auch helfen. Diese symptomatischen Maßnahmen haben jedoch einige Nachteile, denn sie können nur einzelne Symptome des Reizdarmsyndroms kurzfristig lindern, doch die Ursachen – insbesondere die gestörte Darmflora und die geschädigte Darmbarriere – bleiben bestehen. Deshalb schützt die symptomatische Reizdarm-Behandlung den Betroffenen langfristig nicht vor den Beschwerden. Hinzu kommt, dass die Medikamente Nebenwirkungen haben können.
Bei einigen Menschen treten die Beschwerden des Reizdarmsyndroms verstärkt auf, wenn sie Stress haben oder Konflikte durchleben. In diesen Fällen sollten Betroffene mithilfe eines regelmäßigen Tagesablaufs, täglich ausreichender körperlicher Bewegung (z.B. Laufen, Fahrradfahren, Gymnastik, Schwimmen) und einer ausgeglichenen Freizeitgestaltung gezielt versuchen, ihren alltäglichen Stress abzubauen. Ergänzend können Entspannungsübungen, wie zum Beispiel autogenes Training oder Meditation, helfen.
Um jedoch langfristig und nachhaltig den unangenehmen Symptomen wie Durchfall, Verstopfung, Völlegefühl, Bauchschmerzen oder Blähungen aus dem Weg zu gehen, ist für Betroffene vor allem eine bewusste Ernährung unverzichtbar. Eine dauerhafte Änderung der Essgewohnheiten kann durch Erkennen und Weglassen unverträglicher Speisen und durch eine ausgewogene, frische Mischkost mit einem hohen Anteil an Ballaststoffen und Vitaminen sowie ausreichender Flüssigkeitszufuhr in manchen Fällen zum Erfolg führen. Die Konsultation eines Ernährungsmediziners ist deshalb unbedingt zu empfehlen um eine gesunde und ganzheitliche Ernährung zu gewährleisten und Mangelerscheinungen vorzubeugen.
Das Essverhalten muss dabei nicht auf spezielle, vorgeschriebene Weise angepasst werden – es geht vielmehr darum, für sich die beste Lösung zu finden. Ein Ernährungstagebuch kann dabei helfen, herauszufinden, welche Lebensmittel individuell geeignet sind. Wer an einem Reizdarm leidet, sollte zudem auf Alkohol, Kaffee und Rauchen möglichst verzichten.
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