Eine Fissur (= Riss) am After ist eine relativ häufige Erkrankung. Es handelt sich dabei um einen Riss in der Analschleimhaut, genau genommen in der Haut des Analkanals (Anoderm). Da dort besonders viele Nervenenden vorhanden sind, ist die Haut an dieser Stelle sehr empfindsam.
Kein Wunder also, dass eine Analfissur eine schmerzhafte Angelegenheit ist. Der Riss selbst bildet eine geschwürartige Veränderung der Schleimhaut. In der Regel nimmt er einen Längsverlauf zum Steißbein hin. In den überwiegenden Fällen handelt es sich um eine akute Analfissur, eine Chronifizierung ist aber durchaus möglich.
Analfissur
Die Analfissur zählt zu den häufigsten proktologischen Erkrankungen. Sie tritt unabhängig von Alter und Geschlecht auf und bereitet Betroffenen häufig starke Beschwerden.
Behandlung von Analfissuren im Überblick
Was ist eine Analfissur?
Wie entsteht eine Analfissur?
Eine Analfissur entsteht dadurch, dass die empfindsame Haut im Analgang durch zu starke Beanspruchung überdehnt und einreißt. Wissenschaftlich betrachtet ist dafür keine konkrete Ursache festzumachen, vielmehr spielen ganz unterschiedliche Risikofaktoren eine Rolle.
In dem Zusammenhang ist besonders der Stuhlgang relevant. Die Konsistenz des Stuhls und das Pressverhalten beim Stuhlgang nehmen in diesem Kontext aber eine zentrale Rolle ein. Harte Stuhlgänge verletzen die empfindliche Analschleimhaut besonders leicht. Vor allem die Kombination mit angestrengtem Pressen bei der Darmentleerung bringt die Haut häufig zum Einreißen. Ursachen für regelmäßige Verstopfung sind vor allem in ballaststoffarmer Ernährung sowie mangelnder Flüssigkeitsaufnahme und Bewegung zu sehen. Neben Verstopfung und harten Stuhlgängen können auch Durchfälle Risse in der Analschleimhaut begünstigen.
Neben Stuhlgang und Pressverhalten zählen Hämorrhoiden zu den häufigsten Risikofaktoren. Hier ist die Haut des Anoderms nämlich schon entsprechend vorbelastet. Dasselbe gilt für Entzündungen im Bereich des Enddarms. Ebenso wirkt sich eine schlechte Durchblutung – bedingt durch Verkrampfungen im Analbereich – negativ aus. Diese erschwert den Heilungsprozess mitunter deutlich. Auch verschiedene Grunderkrankungen können eine (sekundäre) Analfissur zur Folge haben. Es sind solche vorwiegend chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie zum Beispiel Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.
Auch anale Sexualpraktiken beziehungsweise anderweitige Manipulationen können zu Rissen am After führen.
Weitere Informationen zu Morbus Crohn
Analfissur: Ursachen im Überblick
- Konsistenz des Stuhls (Verstopfung/harter Stuhlgang beziehungsweise Durchfälle)
- Pressverhalten beim Stuhlgang (zu angestrengtes und starkes Pressen)
- Ballaststoffarme Ernährung; zu wenig Flüssigkeitszufuhr und Bewegung (begünstigt Verstopfung)
- Hämorrhoiden
- Verkrampfungen im Analbereich → verminderte Durchblutung → schlechtere Heilung
- Grunderkrankungen (z.B.: Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa)
Analfissur: Daten und Fakten
Die Analfissur zählt zu den häufigsten Erkrankungen im Bereich des Enddarms. Sie kann theoretisch in jedem Alter auftreten, eine Häufung lässt sich aber zwischen 30 und 40 Jahren erkennen. Man unterscheidet zwischen akuter und chronischer Analfissur (über 6 Wochen Dauer). Bei der akuten Form ist die Prognose ausgesprochen gut, in der Regel heilt der Riss vollständig ab. Eine Analfissur kann primär oder sekundär – als Folge einer Grunderkrankung – auftreten.
Analfissur: Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei akuten Schmerzen im Bereich des Afters ist ein zeitnaher Arztbesuch unbedingt anzuraten. In vielen Fällen warten Patienten damit recht lange zu, weil das Problem ausgesprochen schambesetzt ist. Das führt aber nur zu unnötigem Leiden, denn je früher man den Facharzt konsultiert, desto eher kann eine effektive Therapie eingeleitet werden.
Zudem darf nicht vergessen werden, dass es sich bei einer Analfissur um ein Wundgeschehen in einem Areal mit hohem Keimaufkommen handelt. Es ist also eine erhöhte Infektionsgefahr gegeben.
Wer ist der richtige Ansprechpartner bei einer Analfissur?
Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf eine Analfissur ist der Hausarzt, der in der Regel zum Facharzt überweisen wird. vor allem in schweren Fällen, die einer engmaschigen Begleitung und (eventuell operativer) Therapie bedürfen, macht das Sinn. In erster Linie ist der Proktologe (Spezialist für Enddarmerkrankungen) zuständig, alternativ kann auch ein Facharzt für Erkrankungen des Magen-Darm-Bereichs (Gastroenterologe) aufgesucht werden.
Symptome einer Analfissur
Eine Analfissur geht in der Regel mit einer recht eindeutigen Symptomatik einher. Vor allem beim Stuhlgang kommt es zu starken Schmerzen. Diese werden von Betroffenen als stechend oder brennend beschrieben. Häufig lässt der Schmerz nach dem Stuhlgang wieder nach, in manchen Fällen hält er aber auch über Stunden an. Weil er so heftig ausfällt, kann es im Bereich des Schließmuskels zu Verkrampfungen kommen. Der Stuhl selbst wird nicht selten verhalten. Die damit einhergehenden Verstopfungen wirken sich wiederum ungünstig auf die Fissur aus. Ein Teufelskreis entsteht.
Das Wundgeschehen selbst macht sich oftmals mit unangenehmem Jucken und/oder Nässen bem
erkbar. Typisch für eine Analfissur sind hellrote Blutablagerungen auf dem Stuhl und/oder Toilettenpapier. Auch Schleimabsonderung können vorkommen.
Da bei einer bestehenden Fissur im Analbereich dieser häufig verkrampft (Schließmuskel), ist in vielen Fällen die Durchblutung vermindert. Das führt zu einer schlechteren Wundheilung und erhöht die Infektionsgefahr. Die unangenehmen Beschwerden werden auf diese Weise noch verstärkt.
Die bestehende Symptomatik ist bei einer akuten Analfissur übrigens stärker ausgeprägt als bei der chronischen Form.
Anzeichen einer Analfissur im Überblick:
- Starker Schmerz während des Stuhlgangs (und oftmals auch noch Stunden danach)
- Hellrote Ablagerungen auf Stuhl und Toilettenpapier
- Schleimabsonderungen
- Jucken/Nässen im Wundbereich
- Verkrampfungen im Bereich des Schließmuskels → schlechtere Durchblutung → schlechtere Wundheilung/erhöhtes Infektionsrisiko
- Stuhlverhalt/Verkrampfungen im Analbereich → Verstopfung
Analfissur: die Problematik mit dem Teufelskreis
Der Grund, weshalb sich eine Analfissur oftmals lange hinzieht und nicht selten in eine chronische Form übergeht, ist die Tatsache, dass sich verschiedene Symptome gegenseitig bedingen und verstärken. Das setzt einen Teufelskreis in Gang, der sich mitunter nur schwer auflösen lässt.
So führt der starke Schmerz während des Stuhlgangs in der Regel dazu, dass sich Betroffene bei der Darmentleerung verkrampfen und/oder den Stuhl gänzlich zurückhalten. Die Folge sind Verstopfung, verhärteter Stuhl und eine verminderte Durchblutung im Analbereich. Während die Stuhlverhärtungen die Analfissur vertiefen können, sorgt die mangelnde Durchblutung dafür, dass der Wundbereich nur schwer abheilt.
Zum Unterschied von akuter und chronischer Analfissur
Man grenzt die akute von der chronischen Analfissur ab. Wesentliche Unterschiede bestehen in der zeitlichen Dauer sowie dem Ausmaß der Gewebeveränderung an sich.
Die akute Form der Analfissur tritt recht häufig auf und sollte im Regelfall nach spätestens vier bis sechs Wochen abgeheilt sein. Der Riss ist eher schmal und oberflächlich ausgeprägt mit einer Länge von etwa ein bis drei Zentimetern. Je länger die Fissur aber besteht, desto größer ist die Gefahr weiterer Gewebeveränderungen. Nimmt das Geschwür an Tiefe zu, sind narbige Veränderungen wahrscheinlich.
Es kann zu einer sogenannten Vorpostenfalte (Mariske) kommen. Das ist eine Hautverdickung, von der selbst zwar keine unmittelbare Gefahr ausgeht, durch die Beschwerden aber verstärkt werden, weil die Analhygiene nur erschwert stattfinden kann. Auch Analfibrome (gutartige Bindegewebsknoten) oder tiefe Fistelgänge (Abszessbildung zwischen Schließmuskeln) zeigen sich bei der chronischen Analfissur verstärkt.
Wie wird die Diagnose Analfissur gestellt?
Schon im Rahmen von Erstgespräch und Anamnese steht oftmals die Verdachtsdiagnose Analfissur im Raum, da das Beschwerdebild in der Regel sehr typisch ausfällt. In vielen Fällen ist bei der nachfolgenden Untersuchung des äußeren Analbereiches der Riss in der Schleimhaut gut erkennbar.
Manchmal ist eine genauere Untersuchung des Analkanals (mit dem Finger oder im Rahmen einer Spiegelung) notwendig, um weitere Erkrankungen (Hämorrhoiden, Entzündungen,…) auszuschließen beziehungsweise zu bestätigen. Handelt es sich bei der Analfissur um eine sekundäre Form, liegt also eine Grunderkrankung vor, muss die Therapie entsprechend ausgerichtet werden.
Welche Untersuchungen sind bei einem Afterriss notwendig?
In erster Linie stützt sich die Diagnose auf Anamnese sowie Untersuchung des äußeren Analkanals. Dabei wird die Fissur oftmals schon gut erkannt, da der Riss längs zum Steißbein hin verläuft. Ist die Diagnose nicht zweifelsfrei möglich beziehungsweise sollen andere Erkrankungen ausgeschlossen werden, ist eine genauere Tastuntersuchung notwendig. Dabei wird der Analkanal mit dem Finger abgetastet. Da diese Untersuchung aufgrund des Einrisses in der Schleimhaut sehr schmerzhaft ist, wird im Vorfeld lokal betäubt.
Manchmal ist eine Proktoskopie (Enddarmspiegelung) notwendig. In der Phase einer akuten Analfissur ist diese aber im Normalfall nicht angezeigt, es sei denn, das Beschwerdebild fällt untypisch aus. Schlägt die konservative Therapie allerdings nicht an beziehungsweise liegt eine chronische Form vor, macht eine Spiegelung Sinn, da auf diese Weise das Ausmaß der Gewebeveränderungen gut abgebildet werden kann.
Wie wird eine Analfissur behandelt?
Die akute Analfissur bedarf einer Behandlung, damit sie gut abheilen kann. Findet eine solche nicht statt, steigt das Risiko einer Chronifizierung an. Während die akute Analfissur mit konservativen Therapiemethoden behandelt wird, kann bei einer chronischen Form mit deutlichen Gewebeveränderungen ein operativer Eingriff notwendig werden. Eine Analfissur-OP wird in der Regel erst dann durchgeführt, wenn alle anderen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind. Immerhin besteht das Risiko von Verletzungen des Schließmuskels, was mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Stuhlinkontinenz einhergeht.
Afterriss: Behandlungsmöglichkeiten im Überblick
Konservative Therapiemethoden
Die konsequente Kombination aus Ernährungsumstellung, Bewegung, Hygiene sowie medikamentöser Behandlung bildet die Grundpfeiler der konservativen Therapie. Ziel ist es, den Stuhl zu formen, den bestehenden Riss mit lokal wirksamen Arzneimitteln zu versorgen sowie den Druck am Schließmuskel mit entsprechender Medikation zu reduzieren. Die Kombination dieser Maßnahmen über Wochen und darüber hinaus (Ernährung, Hygiene) führt in den allermeisten Fällen zum vollständigen Abheilen akuter Analfissuren.
Ernährung und Bewegung
Entsprechende Ernährung und ausreichende Bewegung sind wesentlich, um harte Stühle aufzuweichen und Verstopfungen vorzubeugen. Eine ballaststoffreiche Ernährung, bei der ausreichend Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse am Speiseplan stehen, bewirkt hier einiges. Dabei sollte unbedingt gleichzeitig auf tägliche Flüssigkeitszufuhr von zumindest 1,5 Litern geachtet werden. Regelmäßige Bewegung regt zudem die Darmtätigkeit an und hält die Verdauung in Schwung.
Medikamentöse Behandlung
Die medikamentöse Behandlung der Analfissur zielt darauf ab, den Analbereich zu entspannen sowie die akute Fissur mit betäubenden, schmerzlindernden und entzündungshemmenden Mitteln zu versorgen. In der Regel kommen hier Cremes, Salben und/oder Zäpfchen zum Einsatz. Manchmal erfolgt ergänzend eine orale Schmerztherapie.
Abführmittel sollten nur spärlich eingesetzt werden. Es macht hier Sinn, auf gut verträgliche Mittel, beispielsweise auf der der Basis von Milchzucker, zu setzen.
Hygiene und Hilfsmittel
Sowohl bei der akuten Analfissur, als auch vorbeugend, ist die richtige Analhygiene wichtig. Vor allem bei akutem Leiden sind Sitzbäder oder das vorsichtige Abspülen der Analregion mit reinem Wasser zu empfehlen. Keinesfalls sollten Seife oder Intimwaschlotionen verwendet werden. Auch feuchtes Toilettenpapier ist kontraproduktiv. Um die Durchblutung im Analbereich anzuregen, sind aufsteigende Sitzbäder (von etwa 35 °C auf 40 °C in 15 Minuten) sinnvoll. Sie entkrampfen die Analregion nachhaltig.
In manchen Fällen wird zur Behandlung auch ein Analdehner empfohlen. Dieser wird mehrmals täglich eingeführt und weitet den Anus sanft. Auch das wirkt durchblutungsfördernd und entkrampfend, was den Heilungsprozess begünstigt.
Analfissur: OP
Eine Analfissur wird nur dann operativ versorgt, wenn die konservative Therapie nicht anschlägt beziehungsweise bei einer chronischen Fissur starke Gewebeveränderungen (Vernarbungen, Vorpostenfalte, Fisteln,...) gegeben sind. Häufig erfolgt der Eingriff ambulant unter örtlicher Betäubung, bei älteren Personen kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein. Die Heilungsphase nach einer OP fällt aufgrund der offenen Wundheilung mit einigen Wochen recht lange aus. Auf entsprechende Hygiene ist penibel zu achten, um Infektionen vorzubeugen. Die OP einer Analfissur birgt immer das Risiko, dass der Schließmuskel verletzt wird, was mit einer Stuhlinkontinenz einhergehen kann.
Bei der Operation der Analfissur wird das erkrankte und vernarbte Gewebe vollständig entfernt, der Schließmuskel dabei nach Möglichkeit geschont. Der Eingriff selbst dauert nicht lange, die Wunde bleibt offen und heilt anschließend über mehrere Wochen aus.
Heilt eine Analfissur von alleine ab?
Eine akute Analfissur heilt in der Regel folgenlos ab, wenn man einige Verhaltensmaßnahmen berücksichtigt und auf konservative Therapie setzt. Bleibt die Analfissur allerdings unbehandelt, ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass sich Beschwerden gegenseitig bedingen und verstärken. Eine Chronifizierung ist dann oftmals die unangenehme Folge. Da die Gewebeveränderungen bei der chronischen Analfissur häufig schon stark ausgeprägt ist, greifen konservative Behandlungsmethoden nunmehr schlecht. In vielen Fällen muss dann eine Operation erfolgen, damit ein Heilungsprozess einsetzen kann.
Wie rasch gehen Beschwerden einer Analfissur zurück?
Eine akute Analfissur heilt unter konservativer Therapie meist vollständig aus, es braucht dazu aber Geduld. Die Behandlung erfolgt durchgehend über einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen. Vor allem bei starker Ausprägung sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen sinnvoll. Begleitende Maßnahmen (ballaststoffreiche Ernährung zur Stuhlformung, Hygiene,…) sind Teil der Behandlung und sollten auch im Stadium der Besserung nicht vernachlässigt werden.
Afterriss: Ist eine vollständige Heilung möglich?
Werden akute Analfissuren rasch mit konservativen Therapiemethoden behandelt, ist die Prognose für eine vollständige Heilung sehr gut. In über 90 % aller Fälle heilt der Riss in der Analschleimhaut dann folgenlos aus. Wichtig ist allerdings, die Therapie nicht nur gewissenhaft zu Ende zu führen, sondern auch nach der Abheilung ungünstige Verhaltensweisen dauerhaft umzustellen. So lassen sich weitere Risse in der Analschleimhaut vorbeugen. Das Risiko, dass die Fissur irgendwann chronifiziert, wird deutlich reduziert.
Wie kann man einer Analfissur vorbeugen?
Folgende Maßnahmen sind geeignet, um Risse am After vorzubeugen:
- Auf gründliche und sanfte Analhygiene achten (Sitzbäder bzw. Reinigung mit reinem Wasser; auf feuchtes Toilettenpapier nach Möglichkeit verzichten)
- Ballaststoffreiche Ernährung (Vollkorn, Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst,…) und ausreichende Flüssigkeitsaufnahme (1,5-2 Liter am Tag) forcieren
- Bewegung in den Alltag integrieren (regt die Darmtätigkeit an)
- Vorsichtiges/Gemäßigtes Pressen beim Stuhlgang
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