Die Gründe dafür, dass Paare trotz Wunsch keine Kinder bekommen, können vielfältig sein. Sie sind ebenso beim Mann wie bei der Frau zu suchen und beide Geschlechter sind etwa gleich häufig nicht, oder nur eingeschränkt fruchtbar. Bei etwa jedem fünften Paar, das ungewollt kinderlos ist, ist sowohl die Frau als auch der Mann nur eingeschränkt fruchtbar. In etwa 10 bis 15 % der Fälle bleibt die Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch unklar. Eine vollständige Unfruchtbarkeit liegt nur selten vor.
Ein weiterer Grund für ungewollte Kinderlosigkeit ist die geänderte Lebensplanung vieler Paare. Immer mehr entscheiden sich erst in immer höherem Alter für eine Familiengründung. So liegt das Durchschnittsalter von erstgebärenden Frauen mittlerweile bei knapp 30 Jahren. Nach wie vor haben aber Frauen zwischen 20 und 30 Jahren die besten Chancen, schwanger zu werden. Ab dem 35. Lebensjahr gilt die Fruchtbarkeit einer Frau als erheblich eingeschränkt. Aufgrund dieses "Zeitdrucks" entscheiden sich wiederum viele Paare frühzeitig, dem Kinderwunsch mithilfe der künstlichen Befruchtung zu erfüllen.
Heute kann die Ursache des unerfüllten Kinderwunsches rasch fachkompetent abgeklärt werden. Um mögliche körperliche Störungen herauszufinden, werden zunächst beide Partner untersucht: Die Frau durch den Frauenarzt, der Mann durch den Urologen oder Andrologen, der den Hormonhaushalt des Mannes untersucht. Beim Mann kann zum Beispiel die Spermienqualität beeinträchtigt sein, wenn er zu wenig gesunde und gut bewegliche Samenzellen produziert. Bei den Frauen überwiegen als Ursachen hormonelle Probleme, die Funktionsstörungen der Eierstöcke oder eine Störung der Eizellreifung zur Folge haben.
Die moderne Reproduktionsmedizin bietet verschiedene Techniken, den betroffenen Paaren ihren Kinderwunsch zu erfüllen, der auf natürlichem Weg bis dahin erfolglos blieb. Diese sind jeweils auf die individuelle gesundheitliche Situation eines Paares abgestimmt.
Der Anteil an Paaren, die durch künstliche Befruchtung schwanger werden wollen, ist in den letzten 10 Jahren weiter gestiegen: Wurden im Jahr 2006 in Deutschland noch knapp 60.000 künstliche Befruchtungen vorgenommen, waren es 2013 schon über 80.000. Insgesamt wurden in Deutschland seit 1997 circa 180.000 Babys geboren, deren Eltern sich für eine künstliche Befruchtung entschieden hatten.
Vor Beginn einer Kinderwunschbehandlung werden zunächst die Gründe für die Unfruchtbarkeit ermittelt. Hierfür führt der Reproduktionsmediziner ein ausführliches Gespräch und eine Reihe von Untersuchungen sowie Labortests mit beiden Partnern durch. Dabei soll vor allem geklärt werden, ob der Eisprung der Frau stattfindet und ob ihre Eileiter durchgängig sind. Außerdem wird die Spermienqualität des Mannes bestimmt.
Welche Form der Kinderwunschbehandlung dann infrage kommt, hängt vor allem von der Art der Fruchtbarkeitsstörung bei der Frau oder dem Mann ab. So können Hormonpräparate zum Beispiel eingesetzt werden, wenn der Monatszyklus der Frau oder der Hormonhaushalt des Mannes gestört ist. Wenn die Spermien des Mannes nicht sehr beweglich sind, kann der Samen direkt in die Gebärmutter der Frau übertragen werden. Diese Methode wird Insemination genannt.
Als Alternativen kommen auch die In-vitro-Fertilisation (IVF) und die Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) infrage. Bei beiden Verfahren nimmt die Frau fast immer zunächst Hormone ein, die die Eizellen heranreifen lassen. Der Eisprung kann ebenfalls hormonell ausgelöst werden. Dann werden die Eizellen während eines kleinen Eingriffs mit einer dünnen Hohlnadel durch die Scheide entnommen. Die Befruchtung findet dann außerhalb des Körpers der Frau statt.