Die Allergologie ist eine eigenständige Richtung der Medizin, die sich mit Allergien befasst. Fachärzte wie Dermatologen, HNO-Ärzte und Lungenfachärzte können diese Zusatzqualifikation durch eine spezielle Ausbildung erwerben. Sie sind die richtige Adresse zur Diagnose und Behandlung von Allergien.
Bei Verdacht auf eine Allergie ist es nicht immer leicht, die allergieauslösenden Substanzen (Allergene) ausfindig zu machen: Derzeit sind um die 20.000 Allergene bekannt. Deshalb erhebt der behandelnde Allergologe zunächst die Krankheitsgeschichte (Anamnese) und informiert sich über Lebensumstände, Ernährungsgewohnheiten und das berufliche Umfeld des Betroffenen. Fragen wie: „Zu welcher Jahreszeit treten die Symptome auf ?“, „Gibt es besondere Situationen, die sich mit den Beschwerden in Verbindung bringen lassen?“ sind dabei zu klären.
Allergietests
Je nachdem, um welchen Reaktionstyp einer Allergie es sich handelt (Typ I, II, III oder IV), kann der Allergologe im Anschluss an die Anamnese verschiedene Allergietests in Form von Haut- und Bluttests durchführen, um festzustellen, auf welchen Stoff die Person allergisch reagiert. Bei Typ I-Allergien werden verschiedene Hauttests (Pricktest, Scratchtest, Intrakutantest) und Blutanalysen (IgE, RAST) durchgeführt. Bei Typ IV-Allergien kommt der Epikutantest („Pflastertest“) zum Einsatz.
Darüber hinaus kann von erfahrenen Allergologen ein Provokationstest an den Schleimhäuten zur Diagnose einer Allergie eingesetzt werden. Sogenannte Pseudoallergien, die nach heutigem Wissensstand in vielen Fällen auf Nahrungsmittel und Umweltstoffe zurückzuführen sind, lassen sich dagegen mit keinem Test feststellen. Eine Ausschluss- bzw. Provokationsdiät kann helfen, die auslösenden Allergene zu finden.
Pricktest
Der Pricktest gilt in der allergologischen Praxis als Standardverfahren, weil er relativ präzise und gut verträglich ist.
Der Pricktest ist bereits ab dem Säuglingsalter möglich, wird jedoch meist ab dem 2-3 Lebensjahr angewendet.
Der Allergologe markiert für den Test die Haut des Unterarms oder des oberen Rückens mit einem speziellen Stift. Anschließend tropft er verschiedene Testlösungen auf die markierte Haut und sticht nun mit einer feinen Nadel oder Lanzette die Haut unter dem Tropfen an. Außer einem kurzen Pieks ist dabei nichts zu spüren. Außerdem trägt der Allergologe zum Vergleich eine Kochsalzlösung (Negativkontrolle, keine Hautreaktion) und eine Histaminlösung (Positivkontrolle, in der Regel immer eine Hautreaktion) auf benachbarte Hautstellen auf.
Bilden sich nach 15 bis 20 Minuten Rötungen oder Schwellungen ("Quaddeln") an einer oder mehreren der getesteten Hautstellen, vergleicht der Allergologe die Reaktion mit der Histaminkontrolle. Auf diese Weise kann er die Stärke der Allergie beurteilen.
Mit dem Pricktest lassen sich allergieauslösende Substanzen bei Typ-I-Allergien nachweisen. Da der überwiegende Teil aller Allergien (rund 90 %) dem Soforttyp zuzurechnen ist, ist der Pricktest auch das in der Praxis am häufigsten angewendete allergologische Testverfahren. Der Standard-Test umfasst in der Regel 15 bis 20 verschiedene Testlösungen, die die häufigsten Allergene enthalten. Dazu zählen vor allem die bedeutendsten Pollenallergene sowie Hausstaubmilben, Schimmelpilzsporen und Tierallergene, etwa von Katzen oder Hunden. Wenn eine entsprechende Allergie vermutet wird, können zudem auch andere Substanzen in den Test einbezogen werden, zum Beispiel seltenere Pollenarten, Nahrungsmittel oder Insektengifte.
Die Vorteile des Pricktests bestehen darin, dass er bei häufig vorkommenden Allergiearten in vielen Fällen eine klare Diagnose ermöglicht und der Zeitaufwand für den Test inklusive Auswertung relativ gering ist. Außerdem kann er ambulant durchgeführt werden und erfordert keine Laboruntersuchungen.
Beim Pricktest kann es gelegentlich auch zu einer starken lokalen Reaktion an der Teststelle kommen. In sehr seltenen Fällen wurde auch eine allergische Allgemeinreaktion (Anaphylaxie) beobachtet, die lebensbedrohlich sein kann und deshalb umgehende Gegenmaßnahmen erfordert.
Reibetest
Der Reibetest ist der ungefährlichste und ein relativ unempfindlicher Hauttest, der sich nur für Patienten eignet, die hochgradig sensibel auf Allergene reagieren. Beim Reibetest trägt der Allergologe das natürliche Allergen (zum Beispiel Pflanzenextrakte, Hölzer) durch kreisförmiges Reiben auf die Innenseite des Unterarms auf. Zum Vergleich trägt er außerdem eine 0,9-prozentige Kochsalzlösung auf, die keinerlei Hautreaktion bewirken sollte (Negativkontrolle). Nach circa 20 Minuten untersucht der Allergologe die Hautreaktion an den entsprechenden Hautstellen. Ist die Reaktion positiv, entstehen bereits nach kurzer Zeit kleine rote Quaddeln auf dem Hautareal, die nach und nach zu einer geröteten Fläche zusammenfließen.
Da der Test nicht sehr empfindlich ist, ist er auch nicht besonders zuverlässig. Ein negatives Ergebnis bedeutet nicht viel, ein positives Ergebnis ist jedoch eindeutig! Der Reibetest ist vor allem geeignet, wenn eine heftige allergische Reaktion zu erwarten wäre, die hier dann ungefährlich verläuft.
Der Reibetest ist nur bei Typ-I-Allergien anwendbar. Bei anderen Allergietypen und Hauterkrankungen, wie Neurodermitis oder Kontaktekzemen, ist der Reibetest ungeeignet.
Intrakutantest
Der Intrakutantest ist der risikoreichste Hauttest. Er verläuft ähnlich wie der Pricktest, ist aber wesentlich empfindlicher als dieser. Hauptsächlich wird dieses Testverfahren zum Nachweis von Empfindlichkeiten auf sogenannte "schwache" Typ I-Allergene, wie zum Beispiel Hausmilbenstaub oder Schimmelpilzsporen angewendet. Das heißt, das jeweilige Allergen muss in einer entsprechend hohen Konzentration vorliegen, um eine Allergie auslösen zu können.
Beim Intrakutantest spritzt der Allergologe industriell gefertigte Testlösungen in die Haut. Zur Kontrolle und um die Reaktion auf diesen Allergietest besser zu beurteilen, spritzt er gleichzeitig sowohl eine Kochsalzlösung (keine Hautreaktion) als auch eine Histaminlösung (in der Regel immer ein Hautreaktion) in benachbarte Hautstellen. Nach 20 Minuten überprüft er die Hautreaktionen. Erscheinen Rötungen und Schwellungen um die Einstichstelle herum, ist die Reaktion positiv, der Patient verspürt einen quälenden Juckreiz, der mit einer Antihistaminikum-Salbe gelindert werden kann. Eine bestehende Allergie kann mit diesem empfindlichen Test relativ sicher erkannt werden. Die Auswertung erfolgt nach dem gleichen Schema wie beim Pricktest.
Da beim Intrakutantest eine anaphylaktische Reaktion mit dem Risiko eines anaphylaktischen Schocks auf eine eingespritzte Testsubstanz eine relativ häufige Komplikation ist, wird dieses Untersuchungsverfahren nicht in einer allergologischen Arztpraxis, sondern in der allergologischen Abteilung eines Krankenhauses durchgeführt.
Epikutantest (Patchtest)
Beim Epikutantest bringt der Allergologe die allergieauslösenden Substanzen unter Pflastern auf die Haut von Rücken oder Oberarm auf. Mit diesem Allergietest lassen sich Typ-IV-Allergien nachweisen, wie zum Beispiel Kontaktallergien auf Nickel, Chrom, Arzneimittel, Reinigungsmittel, Latex und kosmetische Inhaltsstoffe.
Vor dem Epikutantest reinigt der Allergologe das zu testende Hautareal. Bei starker Körperbehaarung muss er die Stelle gegebenenfalls rasieren, damit das Pflaster gut klebt. Anschließend trägt er das Allergen in Form einer standardisierten Testreihe in unterschiedlichen Konzentrationen mit Pflastern auf die Haut auf.
Die Pflaster verbleiben 48 Stunden auf der Haut und dürfen nicht mit Feuchtigkeit oder UV-Licht in Berührung kommen. Während dieser beiden Tage sollte daher auf Baden und Duschen sowie auf Sport oder Besuche im Solarium verzichtet werden.
Der Epikutantest lässt sich auch dazu verwenden, um allergische Reaktionen in Zusammenhang mit UV-Licht festzustellen (Photopatchtest). Beim Photopatchtest bestrahlt der Allergologe ein ausgesuchtes Hautareal mit UV-A-Licht, denn einige Substanzen lösen erst in Verbindung mit Sonnenlicht eine allergische Reaktion aus. 15 bis 30 Minuten nach Entfernung der Pflaster untersucht der Allergologe die Hautstellen auf eventuelle Veränderungen (Rötungen, Schwellungen), ebenso nach drei Tagen, gegebenenfalls auch später noch einmal. Nur eindeutig positive allergische Reaktionen weisen beim Epikutantest eine Allergie nach.
Scratchtest
Der Scratchtest ist ein Hauttest, der dem Prinzip des Pricktests sehr ähnlich ist, bei dem jedoch insbesondere Medikamente und Tierhaare, aber auch Kosmetika oder Stäube als Allergene nachgewiesen werden sollen. Der Scratchtest ist etwas schmerzhaft und kommt daher zur Allergie-Diagnose bei Kindern eher selten zum Einsatz. Der Allergologe ritzt dabei die Haut am Unterarm oder Rücken vorsichtig mit einer Lanzette etwa 1 cm lang an. Anschließend tropft er eine Lösung des Allergens auf die eingeritzte Stelle oder legt die Testsubstanz auf die Haut auf. Entwickeln sich nach etwa 20 Minuten Rötungen oder Schwellungen, besteht eine Allergie auf die getestete Substanz.
Bluttests
Wenn der Pricktest keine eindeutigen Ergebnisse zur Pollenallergie liefert oder als weitere Diagnosemethode gibt es auch die Möglichkeit, im Rahmen einer Blutuntersuchung den sogenannten Immunglobulin-E-Spiegel zu bestimmen. Ist dieser erhöht, so kann dies auf eine Allergie hinweisen. Die Diagnose ist jedoch insofern nicht eindeutig, als der Gesamt-IgE-Spiegel auch aus anderen Gründen erhöht sein kann. Dies gilt zum Beispiel bei Rauchern, bei Parasitenbefall oder bei bestimmten Bluterkrankungen.
Detailliertere Erkenntnisse liefert eine Bestimmung allergenspezifischer IgE-Antikörper. Dabei werden die Spiegel derjenigen IgE-Antikörper gemessen, die sich gegen ein bestimmtes Allergen richten. Diesen Bluttest nennt man RAST. In der Regel bestimmt man ein paar verdächtige Allergengruppen, zum Beispiel Frühblüher und Gräser.
Die Vorteile eines Bluttests im Rahmen der Allergiediagnose bestehen zum einen darin, dass von manchen Patienten im Vergleich zum Pricktest als weniger belastend und zeitaufwendig empfunden wird, weil sie nur eine Blutprobe abgeben müssen und die eigentliche Untersuchung dann separat im Labor erfolgt. Zum anderen lassen sich mit einem Bluttest verschiedene diagnostische Erkenntnisse gewinnen, die auf anderem Wege nicht möglich wären.
Provokationstests
Ergänzend zum Pricktest und zum RAST-Bluttest können zusätzliche Provokationstestungen mit Allergenlösungen durchgeführt werden. Hierbei setzt der Allergologe den Patienten dem verdächtigten Allergen direkt aus. Es bestehen vier Varianten. Bei der bronchialen Provokation wird das Allergen inhaliert, bei der konjunktivalen Provokation in den Bindehautsack des Auges geträufelt, bei der oralen Provokation geschluckt und bei der nasalen Provokation in die Nase gesprüht.
Der wichtigste Provokationstest ist der nasale Provokationstest, denn die Nase ist das Hauptempfangsorgan für die Allergene in der Luft und ist oft als erstes allergisch sensibilisiert. Dazu sprüht der Allergologe das speziell standardisierte Allergenextrakt als Nasenspray direkt auf die Schleimhaut im Bereich der Nasenmuscheln auf. Nach 15 Minuten misst er dann die Luftdurchgängigkeit der Nase durch eine Rhinomanometrie. Wenn der Test positiv ausfällt, schwellen die Nasenschleimhäute an, es kommt zu einer rhinomanometrisch messbaren Verminderung der Luftdurchgängigkeit der Nase. Man erkennt das positive Testergebnis oft schon daran, dass typische Allergiesymptome auftreten: Naselaufen, Juckreiz oder Niesen.
Mit dem nasalen Provokationstest überprüft man so die Relevanz von positiven Allergenen. Leider kann mit diesem Test meist jeweils nur ein Allergen pro Tag getestet werden.