Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (LKG-Spalte)

Die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ist eine häufige Fehlbildung der Lippen, des Kiefers und des Gaumens. Neben den ersten operativen Korrekturen, die in der Regel bereits kurz nach der Geburt des Neugeborenen durchgeführt werden, sind häufig weitere funktionelle und ästhetische Korrekturen im Jugend- und Erwachsenenalter erforderlich.

Unter Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte werden sämtliche angeborenen Spaltbildungen zusammengefasst, die Lippe, Kiefer und/oder Gaumen betreffen. Formen und Ausprägungen können variieren und bestimmen die notwendige Therapie. Häufig sind mehrere Eingriffe notwendig, bei denen die betroffenen Gewebestrukturen wieder vereinigt werden. Ziel ist stets eine vollständige Rehabilitation, die ästhetische und funktionelle Aspekte gleichermaßen umfasst. 

Was versteht man unter einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte?

Eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte – auch LKG-Spalte – ist eine angeborene Fehlbildung, die relativ häufig auftritt und betrifft eines von 500 Neugeborenen. Welche Faktoren letztendlich zur Spaltbildung führen, ist nicht gänzlich geklärt. Aktuell geht man von einem Zusammenspiel genetischer sowie umweltbezogener Faktoren aus. Unter Lippen-Kiefer-Gaumenspalte beziehungsweise Lippen-Kiefer-Gaumen-Segelspalte (LKGS-Spalte) werden sämtliche Spaltbildungen zusammengefasst, sofern sie Lippe, Kiefer und/oder Gaumen betreffen.

Umgangssprachlich wird die Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte auch als Hasenscharte oder Wolfsrachen bezeichnet. Diese Begriffe sind allerdings nicht nur veraltet, sie werden von Betroffenen auch als diskriminierend empfunden und sollten demnach nicht verwendet werden.

Man unterscheidet verschiedene Spaltformen, die jeweils in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten können. Das reicht von einfachen Furchen in der Lippe bis hin zu sehr ausgeprägten Spaltbildungen von Lippe, Oberkiefer, hartem sowie weichem Gaumen. Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten treten ein- oder beidseitig auf. Die Spalte ist – mit Ausnahme des weichen Gaumens – in ihrer Position nicht mittig ausgerichtet, sondern etwas links oder rechts der Symmetrieachse. Im Bereich der Lippe befindet sie sich an der Philtrumkante (Philtrum = vertikale Rinne von der Nase bis zur Mitte der Oberlippe), im Oberkiefer auf Höhe des seitlichen Schneidezahns und kann dort bis zum Nasenboden reichen. Auch der harte Gaumen ist seitlich der symmetrischen Mitte betroffen. Lediglich am weichen Gaumen ist die Spaltbildung mittig, weshalb die Spaltung des weichen Gaumens auch nicht doppelt auftritt.

Aufgrund der Spaltbildung ist nicht nur das äußere Erscheinungsbild stark beeinträchtigt, auch wesentliche Funktionen wie Nahrungsaufnahme, Atmung, Sprache, Gehör, Zahnstellung sowie Zahndurchbruch können negativ beeinflusst werden. Das ist vor allem dann der Fall, wenn der Gaumen betroffen ist. Beim Vorliegen einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte sind zwingend therapeutische Maßnahmen notwendig. Das Ziel der Therapie ist stets die vollständige Rehabilitation – und zwar ästhetisch sowie funktionell.

Wie häufig ist eine LKG-Spalte?

Viele Eltern sind im Rahmen der pränatalen Diagnostik oder durch die Geburt ihres Babys erstmalig mit einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte konfrontiert. Dass diese Form der Fehlbildung so wenig bekannt ist, liegt nicht zuletzt an der hervorragenden operativen Versorgung, die mittlerweile möglich ist. Tatsächlich fällt eine operierte Spalte im Alltag wenig auf. Dabei gehört die Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte zu den häufigsten Fehlbildungen weltweit. In Mitteleuropa tritt sie statistisch gesehen bei etwa jedem 500. Neugeborenen auf, wobei Jungen etwas häufiger betroffen sind als Mädchen (Verhältnis etwa 3:2). 

Am häufigsten kommt es mit 50 Prozent aller Fälle zu einer vollständigen Spaltung von Lippe, Kiefer und Gaumen. Isolierte Gaumenspalten treten mit 30 Prozent aller Fälle am zweithäufigsten auf, während isolierte Lippenspalten sowie Lippen-Kieferspalten zusammengefasst rund 20 Prozent aller Fälle ausmachen.

Wie wirkt sich eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte auf das Neugeborene aus?

Eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte führt nicht nur zu einer ästhetischen Beeinträchtigung, sie kann auch gesundheitliche Beschwerden verursachen. Diese variieren, abhängig von Form und Ausprägung der Spaltbildung. Bei einer Beteiligung des Gaumens kommen bei Neugeborenen und auch älteren Kindern folgende Funktionsstörungen besonders häufig vor:

Störungen der Atmung

Ein intaktes Gaumengewölbe ist wesentlich, dient es doch als Widerlager für die Zunge. Ist dieses nicht gegeben, kann die Zunge zurückfallen und im schlimmsten Fall die Atemwege verlegen. Wobei gesagt werden muss, dass gravierende Atemprobleme bei einer LKGS-Spalte eher seltener auftreten.

Darüber hinaus besteht gerade bei einseitigen Spalten die Problematik, dass der betroffene Nasenflügel abgeflacht ist. Auch eine verkrümmte Nasenscheidewand ist bei Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte keine Seltenheit. In weiterer Folge ist die Nasenatmung erschwert.

Störungen der Nahrungsaufnahme

Beim Stillvorgang wird die mütterliche Brustwarze vom Säugling zwischen Zunge und Gaumen massiert. Das löst den Milchspendereflex aus. Ein Spalt im Gaumen wirkt sich demnach negativ auf das Stillen aus. Beim Saugen entsteht kaum Unterdruck, die herkömmliche Nahrungsaufnahme ist erschwert. Bei einer isolierten Lippenspalte ist das Stillen demgegenüber kaum eingeschränkt.

Funktionsstörungen in der Belüftung des Innenohres beziehungsweise am Gehör

Bei Spaltbildung am weichen Gaumen (Gaumensegelspalte) sind Mechanismen, die für Druckausgleich und Belüftung im Innenohr sorgen, erschwert. Die Eustachische Röhre öffnet sich beim Schlucken nicht entsprechend. In weiterer Folge kommt es zur Ansammlung von Sekret sowie vermehrten Entzündungen. Rezidivierende Mittelohrentzündungen sind bei Kindern mit LKG-Spalte demnach keine Seltenheit.

Wachstumsbehinderung

Aufgrund der Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte kommt es zu einer Unausgeglichenheit, was die Kräfteverteilung im Gesicht angeht. Die muskuläre Balance ist durch die unterbrochenen Muskeln gestört. Das kann bei Spaltkindern zu Wachstumsbeeinträchtigungen im Oberkiefer sowie Fehlentwicklungen an der Nase (schiefe Nasenscheidewand, zu kleine Nasenlöcher) führen.

Störungen der Sprachentwicklung

Bei Kindern mit LKG-Spalte ist die Sprachentwicklung oftmals erschwert. Maßgeblich liegt das darin begründet, dass es durch die Spaltung des Gaumens keine Trennung zwischen Mund- und Nasenhöhle gibt. Dadurch ist die Lautbildung erschwert, Patienten entwickeln häufig eine Rhinophonie („Näseln“). Bei einer isolierten Lippenspalte gibt es hingegen kaum Auswirkungen auf den Spracherwerb.

Schäden und Fehlstellungen im Bereich der Zähne

Bei einer LKG-Spalte kann die Stellung und Anzahl der Zähne im Oberkiefer beeinträchtigt sein. Nicht selten fehlt der seitliche Schneidezahn beziehungsweise ist er nur verkümmert vorhanden. Auch können Demineralisierungen des Zahnschmelzes jener Zähne vorliegen, die sich in der Nähe des Spalts befinden. Das erhöht das Risiko von Karies. Auch die Tatsache, dass Spaltkinder vermehrt durch den Mund atmen, fördert die Kariesbildung.

Welche Spaltformen gibt es und wie äußern sich diese?

Je nachdem in welcher Schwangerschaftswoche die Spaltbildung auftritt und in welchem Ausmaß, unterscheidet man verschiedene Formen. Es können Spaltbildungen der Lippe, kombinierte Spalten (Lippen-Kiefer-Spalte beziehungsweise Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte) sowie isolierte Gaumenspalten auftreten. Isolierte Kieferspalten sowie Kiefer-Gaumenspalten ohne Lippenbeteiligung existieren ebensowenig wie Spaltbildungen, die lediglich den harten Gaumen betreffen. 

Einseitige und beidseitige Lippenspalte

Bei der leichtesten Form der Fehlbildung sind nur die Lippenstrukturen betroffen, Kiefer und Gaumen sind normal zusammengewachsen. Man unterscheidet inkomplette Lippenspalten („Lippenkerbe“) oder vollständige Formen, die bis in den Naseneingang reichen und Schleimhaut, Muskel- sowie Hautgewebe gleichermaßen betreffen. Eine isolierte Lippenspalte kann einseitig oder beidseitig auftreten.

Lippen-Kieferspalte

Bei dieser Form der Spaltbildung ist zusätzlich zur Lippe auch der zahntragende Oberkiefer betroffen. Ausprägung und Breite der Spalte können variieren und auch hier gibt es komplette und inkomplette Formen. Lippen-Kieferspalten treten ein- oder beidseitig auf.

Lippen-Kiefer-Gaumenspalte

Mit einem Anteil von 50 Prozent aller Spaltbildungen kommt die Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte am häufigsten vor. Hier verläuft die Spalte durch Lippe, Kiefer und Gaumen. Die Ausprägung kann variieren, es gibt komplette und inkomplette Formen. Auch die Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte tritt ein- oder beidseitig auf.

Isolierte Gaumenspalte

Etwa 30 Prozent aller Spaltbildungen betreffen nur den Gaumen, ohne Lippenbeteiligung. Entweder sind harter und weicher Gaumen gleichermaßen betroffen oder aber nur der weiche Gaumen (Gaumensegelspalte). Spalten, die lediglich den harten Gaumen durchziehen, gibt es nicht. Eine Gaumenspalte kann vollständig oder unvollständig auftreten und unterschiedlich breit ausgeprägt sein.

Weist der harte Gaumen (= vorderer Bereich des Gaumens) eine Spaltbildung auf, sind in der Regel die Mundschleimhaut, die Gaumenplatte sowie die Schleimhaut der Nasenhöhle betroffen. Mund- und Nasenraum besitzen dann keine Trennung mehr. Die Spaltung des weichen Gaumens betrifft die Mundschleimhaut und die darunter befindliche Muskelschicht. Es gibt hier auch Sonderformen. So ist etwa bei der geringsten Ausprägung nur das Zäpfchen gespalten (Uvula bifida).

Wie entsteht eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte?

Im Mutterleib entwickeln sich die einzelnen Strukturen des Gesichtes zunächst getrennt voneinander und wachsen im Anschluss zusammen. Kommt es in dieser Phase der Embryonalentwicklung zu Schwierigkeiten, treten Spaltbildungen im Gesicht auf. So bleibt die Vereinigung der Lippen-, Kiefer- und/oder Gaumenstrukturen zwischen fünfter und zwölfter Schwangerschaftswoche entweder aus, oder aber das Gewebe reißt auf, nachdem es bereits zusammengewachsen war.

Abhängig vom jeweiligen Zeitraum, in dem die Problematik auftritt, entwickeln sich verschiedene Spaltformen in unterschiedlicher Ausprägung. Spaltbildungen der Lippe und des Kiefers entstehen in der Regel zwischen der fünften und der siebten Schwangerschaftswoche, Gaumenspalte zwischen der siebten und zwölften Woche. Das Gewebe wächst zwar nicht zusammen, wird im Laufe der weiteren Entwicklung aber von Haut und Schleimhaut ummantelt. Spaltkinder kommen also nicht mit offenen Wunden zur Welt. Zwar können Funktionsstörungen gegeben sein, die Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte selbst ist jedoch nicht schmerzhaft.

Manchmal tritt die Spaltbildung auch im Rahmen bestimmter Syndrome auf. Bekannt sind hier etwa Trisomie 13 sowie das Pierre-Robin-Syndrom.

Was sind die Ursachen einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte?

Was eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte konkret verursacht, ist bisher nicht zur Gänze geklärt. Man geht aktuell davon aus, dass sämtliche Spaltbildungen multifaktoriell bedingt sind. Genetische Einflüsse sowie Umwelteinflüsse spielen hier wohl zusammen.

Nachdem orale Spalten familiär gehäuft auftreten (bei jedem fünften Spaltkind besteht eine familiäre Vorbelastung), ist die genetische Disposition nicht von der Hand zu weisen. Bekannte exogene Faktoren sind demgegenüber Strahlung, Medikamenteneinnahme in der Frühschwangerschaft (zum Beispiel das Antiepileptikum Hydantoin), Virusinfektionen (Röteln, Mumps, Toxoplasmose), Drogenkonsum, Alkoholmissbrauch, Rauchen sowie körperliche oder seelische Stresszustände der werdenden Mutter. Auch Sauerstoffmangel in der frühen Schwangerschaft sowie bestimmte Nährstoffmängel (Folsäure, B-Vitamine) stehen im Verdacht, negativ auf die Entwicklung von Lippen-, Kiefer- und Gaumenstrukturen zu wirken.

Mögliche Ursachen für eine LKG-Spalte im Überblick:

  • genetische Disposition
  • Strahlung (zum Beispiel Röntgenstrahlen)
  • bestimmte Medikamente (zum Beispiel Hydantoin)
  • Virusinfektionen wie Röteln, Mumps oder Toxoplasmose
  • Alkohol- und Drogenkonsum
  • Nikotin
  • körperlicher und seelischer Stress
  • Sauerstoffmangel in der Frühschwangerschaft
  • Nährstoffmängel (zum Beispiel B-Vitamine oder Folsäure)

Wie und wann wird die Spaltbildung diagnostiziert?

Spaltbildungen der Lippe sind im Ultraschall etwa ab der 20. Schwangerschaftswoche recht gut zu erkennen, sofern das Kind günstig liegt. Eine Diagnose schon während der Schwangerschaft gibt den werdenden Eltern die Möglichkeit, sich im Vorfeld ausführlich über Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Das frühzeitige Erkennen isolierter Gaumenspalten ist schwieriger. Selbst nach der Geburt sticht eine solche unter Umständen nicht sofort ins Auge, zum Beispiel wenn sie mit intakter Schleimhaut überzogen ist. Die eingehende Untersuchung von Gesicht, Mund- und Rachenraum gehört deshalb zum Standardprozedere nach einer Entbindung.

Wie wird eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte behandelt?

Ziel der Behandlung einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte ist nicht nur das bestmögliche Ergebnis im Bereich der Ästhetik, ebenso sollen funktionelle Beeinträchtigungen entsprechend therapiert werden. Die Therapie selbst erstreckt sich über einen langen Zeitraum – häufig bis ins junge Erwachsenenalter hinein. Zudem finden regelmäßige Kontrollen statt.

Je nach Spaltform und Ausprägung sind ein bis vier Operationen im Rahmen der Primärversorgung notwendig. Hierbei werden die von der Spaltbildung betroffenen Strukturen verschlossen. In vielen Fällen folgen Sekundäroperationen, etwa Korrekturoperationen an Lippe und Nase, oder auch spezielle Eingriffe, um funktionelle Schwierigkeiten zu beheben.

Erste Anlaufstelle sind sogenannte LKG-Zentren oder Abteilungen für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Kliniken. In den verschiedenen Behandlungsphasen arbeiten unterschiedliche Fachgruppen und Spezialabteilungen Hand in Hand um ein optimales ästhetisches und funktionellen Ergebnis zu erreichen.
 Spezielle Kompetenzzentren  (häufig „Spaltzentren“ genannt) erfüllen diese Voraussetzung. Behandlungskonzepte können – je nach Standort sowie Ausprägung der oralen Spalte – etwas variieren, laufen aber grundsätzlich recht ähnlich ab.

Hier finden Sie eine Auswahl der Spaltzentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz:

Spaltzentren in Deutschland:

Spaltzentren in Österreich:

Spaltzentren in der Schweiz:


Schon in den ersten Lebensstunden werden betroffene Kinder dem Facharzt vorgestellt. Im Falle einer Spaltbildung an Kiefer und/oder Gaumen sollten therapeutische Maßnahmen zeitnah gesetzt werden. Mit Hilfe einer sogenannten Gaumen- beziehungsweise Trinkplatte gilt es, Mund- und Nasenhöhle zu trennen und so Zungenposition und Nahrungsaufnahme zu verbessern. Auf diese Weise können Spalten verkleinert werden, was im Hinblick auf die nachfolgende operative Versorgung von großem Vorteil ist. 

Therapie der LKG-Spalte im Überblick

Vorbereitende Maßnahmen

  • Anpassung einer Gaumen- beziehungsweise Trinkplatte

Primäroperationen

  • Verschluss der Lippenspalte (Lippenspaltplastik; dritter bis sechster Monat)
  • Verschluss von hartem und weichem Gaumen (Gaumenplastik)
  • Verschluss der Kieferspalte (Osteoplastik; zwischen acht und elf Jahren)

Sekundäroperationen

  • ästhetische Korrekturen an Lippe und Nase (zweiteres in der Regel erst nach Wachstumsabschluss)
  • Verlängerung des Nasenstegs (bei beidseitigen LKG-Spalten)
  • Verschluss von kleineren Löchern im Gaumen
  • Kieferkorrekturen
  • sprechunterstützende operative Maßnahmen

Lippen-Kiefer-Gaumenspalte: Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist wesentlich

Neben der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sind weitere Disziplinen an der Behandlung von Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten beteiligt. So können etwa Stillberatung, Logopädie oder eine HNO-ärztliche sowie kieferorthopädische Begleitung notwendig sein. Die Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde sowie die plastische und rekonstruktive Chirurgie sind ebenso in die verschiedenen Phasen des Behandlungsverlaufs eingebunden. Gegebenenfalls kann auch psychologische Unterstützung sinnvoll sein.

Prächirurgische Behandlung der LKG-Spalte

Gerade bei Spaltbildungen mit Beteiligung von Kiefer und/oder Gaumen ist eine möglichst frühe prächirurgische Behandlung notwendig. Diese sieht in der Regel das Einsetzen einer Gaumenplatte (auch: Trinkplatte) als Widerlager für die Zunge vor. Meist wird dafür schon in den ersten Lebensstunden des Säuglings ein Abdruck der gespaltenen Strukturen genommen. Anhand dessen wird folgend die Gaumenplatte angefertigt und eingesetzt.

Die Trinkplatte trennt den Mund- vom Nasenraum, unterstützt die Nahrungsaufnahme, schmälert HNO-Probleme und bereitet optimal auf die operative Primärversorgung vor. Eine solche Platte kann die Spalte in Kiefer und Gaumen verkleinern, was beste Voraussetzungen für die nachfolgenden Operationen schafft. Die Gaumenplatte muss regelmäßig kontrolliert und an den wachsenden Knochen angepasst werden. Sobald die Gaumenplastik stattgefunden hat, wird sie nicht mehr benötigt.

Eine spezielle Methode, die sich an wenigen spaltchirurgischen Zentren etabliert hat, ist das Nasoalveolar Molding. Die gewöhnliche Gaumenplatte wird hierbei modifiziert – mit herausragendem Therapieerfolg.

Nasoalveolar-Molding-Methode

Beim Nasoalveolar Molding – kurz: NAM – wird anhand eines Abdrucks von Oberkiefer und Nasenbereich eine spezielle Apparatur angefertigt. Dabei handelt es sich um eine Modifizierung der gängigen Trinkplatte. Die NAM-Platte weist zusätzliche Besonderheiten auf (Klebestreifen, Nasensteg). Auf diese Weise werden nicht nur Kiefer- und Gaumenspalt vor der operativen Primärversorgung verkleinert, auch Deformationen im Lippen- und Nasenbereich können verbessert werden. Dadurch ist es möglich, bei den anschließenden Operationen bestmögliche ästhetische und funktionelle Ergebnisse zu erzielen. Beispielsweise fällt die Narbenbildung geringer aus, Verschluss von Lippe und Gaumen ist häufig in nur einem Eingriff möglich und Folgeoperationen (Kieferplastik, Korrekturoperationen) können manchmal gar vermieden werden.

Chirurgische Behandlung der LKG-Spalte - Primäroperationen

Verschluss der Lippenspalte

Die Lippenspaltplastik ist die erste Operation. Sie findet im Alter von drei bis sechs Monaten statt, ein Mindestgewicht des kleinen Patienten von fünf Kilogramm muss vorhanden sein. Im Rahmen des zwei- bis dreistündigen Eingriffs gilt es, die einzelnen Schichten (Schleimhaut, Ringmuskulatur des Mundes, äußere Haut) zu vereinigen sowie Mundvorhof, Nasenboden und Naseneingang zu formen. Neben dem ästhetischen Aspekt ist eine reibungslose Mundbeweglichkeit primäres Ziel des Lippenverschlusses. Beidseitige Spalten werden in einem Eingriff verschlossen.

Im Anschluss an die Operation wird eine Magensonde gelegt. Diese hilft dabei, das frisch operierte Gewebe zu schonen. Nahtmaterial an der Schleimhaut (Innenseite der Lippe) ist in der Regel selbstauflösend, während Nähte an der Haut meist am siebten postoperativen Tag gezogen werden. Etwa ein Jahr nach der Operation hat die Narbe ihr endgültiges Aussehen. Liegt lediglich eine Spaltbildung der Lippe vor, ist die Lippenplastik häufig der einzig notwendige Eingriff. Gegebenenfalls können spätere Korrekturoperationen notwendig sein.

Verschluss des Gaumens (Gaumenplastik)

Beim Verschluss des Gaumens unterscheidet man Velumplastik (Verschluss des weichen Gaumens) und Gaumenplastik (Verschluss des harten Gaumens). Bei durchgängigen schmalen Spalten können häufig beide Gaumenabschnitte in einem Eingriff verschlossen werden („einzeitiger Verschluss“). Bei breiten Spaltbildungen werden weicher und harter Gaumen in zwei Operationen getrennt voneinander verschlossen („zweizeitiger Verschluss“). Verwendet wird in der Regel selbstauflösendes Nahtmaterial.

Wesentlich ist der richtige Zeitpunkt des Eingriffes. So muss die Gaumenplastik möglichst frühzeitig stattfinden, da sie wesentlich für die Sprachentwicklung sowie die Funktion des Mittelohres ist. Doch findet die Operation zu früh statt, kann die entstehende Narbe folgend das Kieferwachstum hemmen. Das ist auch der Grund, weshalb Lippe und Gaumen in der Regel nicht gemeinsam verschlossen werden.

Der Gaumenverschluss ist wesentlich, um Nasen- und Mundraum zu trennen und wesentliche Funktionen herzustellen (Schlucken, Sprechen, Belüftung des Innenohrs). Der Gaumen muss – wie die Lippe auch – Schicht für Schicht vereinigt werden. Beim weichen Gaumen (beweglicher Teil des Gaumens) gilt es, eine Muskelschlinge zu rekonstruieren. Diese hebt den weichen Gaumen bei bestimmten Lautbildungen an, ist also wesentlich für die Sprachentwicklung. Aus diesem Grund sollte der Verschluss des weichen Gaumens auch zwingend vor dem Spracherwerb abgeschlossen sein, spätestens mit dem 12. Lebensmonat. Mit dem Verschluss des harten Gaumens kann etwas zugewartet werden, allerdings nicht zu lange, da sonst ebenfalls negative Konsequenzen für den Spracherwerb drohen.

Vor dem Verschluss des Gaumens kommt es zu einer Abklärung der Mittelohrfunktion durch den HNO-Arzt. Bei Bedarf kann so im Rahmen des anstehenden Eingriffs auch gleich ein Paukenröhrchen gelegt werden.

Verschluss der Kieferspalte (Osteoplastik)

Liegt eine Kieferspalte vor, ist der Bereich des Alveolarfortsatzes betroffen. Weil dort aus dem Kiefer Zähne wachsen, können vorhandene Zahnanlagen nicht durchbrechen. Vor allem die Eckzähne finden keinen Knochen vor. Deshalb wird im Alter zwischen acht und zehn Jahren in einem kleinen Eingriff etwas Knochen eingesetzt, der aus dem Beckenkamm entnommen wird. Mit einer kieferorthopädischen Behandlung werden die durchbrechenden Eckzähne nun folgend in die Zahnreihe eingeordnet.

Korrektur von funktionellen und ästhetischen Beeinträchtigungen

Bei Kindern mit Spaltbildung ist das Therapieziel, mit Schuleintritt eine entsprechende Rehabilitation zu erreichen. Manchmal können nach den Primäreingriffen allerdings Korrekturoperationen notwendig werden. Diese dienen ästhetischen Zwecken und/oder einer funktionellen Verbesserung. Gängig sind Narbenkorrekturen, die Aufrichtung der Nasenspitze (vor allem bei beidseitigen Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten) oder der Verschluss von kleineren Restlöchern nach der Gaumenplastik. Entwickelt sich das Sprachbild trotz Logopädie nicht entsprechend, kann eine sprachverbessernde Operation notwendig werden. Fehlstellungen an der Nase werden gemeinhin nach Abschluss des Wachstums – also nach der Pubertät – behoben.

LKG-Spalte: Nachsorge und Ergebnisse

Lippen-Kiefer-Gaumenspalte: Worauf ist nach der Operation zu achten?

Bei sämtlichen primären Operationen einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte ist ein stationärer Krankenhausaufenthalt notwendig. Beim Verschluss der Lippe beträgt dieser etwa sieben bis zehn Tage, beim Verschluss des Gaumens rund eine Woche. Schonung und Pflege sind in der ersten Zeit nach der Operation wesentlich.

Die Haut kann sich anfangs etwas um die Narbe wölben. Gleich nach der Operation ist direktes Sonnenlicht nach Möglichkeit zu vermeiden. Auch danach ist eine gute Sonnenpflege im Narbenbereich wichtig. Die Anwendung von Narbengel oder -öl sollte unbedingt mit den behandelnden Ärzten abgesprochen werden.

Beurteilung des Therapieerfolges

Die Therapie einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte zieht sich bis ins Erwachsenenalter hinein und beinhaltet regelmäßige Kontrollen. Der Therapieerfolg wird unter anderem mit Hilfe von Bildmaterial festgehalten. Im Fokus stehen Ästhetik und Funktion gleichermaßen.
Korrekturoperationen, um optische und funktionelle Aspekte zu verbessern, sind stets möglich. Für Betroffene ist es meist wichtig, dass die Narbe an Lippe und Nase unauffällig ist. Spezielle Narbenpflegecremes sowie Massagen können hier helfen. Es ist aber auch möglich, Narben mittels Lasertherapie zu behandeln, um ein möglichst gutes Ergebnis zu erreichen.

In den verschiedenen Behandlungsphasen arbeiten unterschiedliche Fachgruppen und Spezialabteilungen Hand in Hand um ein optimales ästhetisches und funktionellen Ergebnis zu erreichen.

Finden Sie Ihren Spezialisten
Für weitere Informationen zum Thema LKG-Spalte in Deutschland, Österreich oder der Schweiz nehmen Sie gerne mit einem unserer Experten Kontakt auf.

Standorte der Ärzte

FINDEN SIE IHREN SPEZIALISTEN IN IHRER NÄHE

Folgende Spezialisten führen Sekundäroperationen bei LKG-Spalten durch

Close Open Menu Arrow next Search Search Telephone Mail Fax world facebook twitter youtube instagram arrowup