Belastungsinkontinenz

Es kann ganz plötzlich, beim Niesen, Husten, Lachen, Treppensteigen, Heben schwerer Gegenstände oder beim Sport passieren: Urin entweicht unkontrolliert aus der Harnblase. Diese Form der Blasenschwäche wird Belastungsinkontinenz genannt und betrifft eine Vielzahl von Frauen.

Eine Belastungsinkontinenz, auch Blasenschwäche genannt, führt zu einem unkontrollierten Harnverlust -  Früher wurde sie auch als Stressinkontinenz bezeichnet. Dieser Begriff ist jedoch irreführend, da mit Stress dabei nicht psychischer Stress gemeint ist, sondern die Belastung der Blase. Aus diesem Grund spricht man heute meist von Belastungsinkontinenz. 

Die Belastungsinkontinenz ist weit verbreitet: Sie ist die häufigste Form der Blasenschwäche bei Frauen. Allein circa 25% aller Frauen zwischen 25 und 35 Jahren leiden an einer Belastungsinkontinenz.
Circa 40 % der inkontinenten Frauen sind von einer Belastungsinkontinenz betroffen. Sie beeinträchtigt das Selbstbewusstsein, die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Betroffenen erheblich. 

Aufgrund des Verlustes der Kontrolle über die eigene Blase stellt diese Erkrankung auch eine psychische Belastung dar. Schlimmstenfalls führt es dazu, dass sich Betroffene aus Angst und Scham aus dem Alltag zurückziehen. Dabei gibt es gar keinen Grund, dieses Leiden stillschweigend zu akzeptieren, denn mittlerweile lässt sich die Belastungsinkontinenz mithilfe verschiedener Therapieansätze sehr gut behandeln.

Was ist eine Belastungsinkontinenz?

Bei einer Belastungsinkontinenz ist der Schließmuskel der Harnröhre geschwächt, wodurch er zusätzlichem Druck auf die Blase, wie er bei körperlicher Belastung auftritt, nicht mehr standhalten kann. Beim Husten, Niesen, Lachen oder körperlicher Anstrengung gehen dann unkontrolliert und ohne spürbaren Harndrang geringe oder auch umfangreichere Mengen Urin ab. 

Die Ursache für eine Belastungsinkontinenz ist häufig eine Schwächung der Beckenbodenmuskeln, bedingt durch Schwangerschaften, natürliche Geburten, die hormonelle Umstellung während der Wechseljahre, aber auch aufgrund von Übergewicht, Alterungsprozessen, Bindegewebsschwäche oder mangelnder Bewegung. 

Weitere, aber seltene Ursachen für eine Belastungsinkontinenz sind unter anderem die Entfernung der Gebärmutter, chronische Bronchitis, Blasenentzündung, eine angeborene Fehlbildung des Beckenbodens oder z.B. durch eine unfallbedingte Verletzung des Schließmuskels.

Verschiedene Schweregrade

Eine Belastungsinkontinenz wird in drei unterschiedliche Schweregrade eingeteilt, je nachdem, wie viel oder wenig körperliche Anstrengung das ungewollte Abgehen von Urin auslöst:

Grad I einer Belastungsinkontinenz liegt vor, wenn der Blasenschließmuskel erst bei starkem Druck im Bauchraum, zum Beispiel beim Husten, Niesen, Pressen oder Lachen nachgibt. 

Tritt der unkontrollierte Harnverlust bereits bei mäßigem Druck, wie zum Beispiel beim Gehen, Hinsetzen oder Aufstehen auf, spricht man von einer Belastungsinkontinenz Grad II.

In schweren Fällen, wenn ein Urinabgang auch ganz ohne körperliche Belastung, zum Beispiel im Liegen, auftritt, liegt Grad III der Belastungsinkontinenz vor. 

Welche Frauen sind besonders häufig betroffen?

Auch wenn viele Frauen mit zunehmendem Alter vermehrt an Belastungsinkontinenz leiden, handelt es sich dabei nicht um eine reine Alterserscheinung. Auch viele junge Frauen haben mit einer Belastungsinkontinenz zu kämpfen. Vor allem nach vaginalen Geburten können Frauen von einer Belastungsinkontinenz betroffen sein. 

Ein Grund dafür ist, dass sich während der Schwangerschaft aufgrund des Fötus-Wachstums Blase und Gebärmutter verlagern und so den Druck auf die Harnwege erhöhen. Gleichzeitig werden Bänder, Blase und Harnröhre elastischer und flexibler. Bei der Geburt schließlich werden Muskeln und Gewebe sehr stark beansprucht und dabei überdehnt, wodurch es zu einer zusätzlichen Schwächung des Beckenbodens kommt.

Welche Auswirkungen hat die Inkontinenz auf den Lebensalltag?

Auch wenn bei der Belastungsinkontinenz keine Schmerzen auftreten, ist diese Erkrankung für die Betroffenen dennoch sehr unangenehm und psychisch belastend. Der Leidensdruck kann so groß werden, dass sich Betroffene aus Angst vor einem unkontrollierten Urinabgang aus ihrem sozialen Umfeld zurückziehen.

Auch bei der Zurückerlangung der körperlichen Fitness nach überstandener Schwangerschaft und Geburt stellt die Belastungsinkontinenz ein großes Hindernis dar. Aus Angst vor unangenehmen Situationen, ausgelöst durch unkontrollierten Urinabgang, scheuen sie sportliche Aktivitäten. Aufgrund der daraus resultierenden Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper wächst der Leidensdruck so noch weiter.

Falsche Scham hält Betroffene gleichzeitig davon ab, sich einem Facharzt anzuvertrauen. Dabei ist eine Belastungsinkontinenz mithilfe verschiedener Therapiemöglichkeiten in den meisten Fällen gut zu behandeln.

Kann man einer Belastungsinkontinenz vorbeugen?

Zwar ist es nicht in allen Fällen möglich, einer Belastungsinkontinenz gezielt vorzubeugen, es gibt jedoch einige Möglichkeiten, das Inkontinenz-Risiko erheblich zu senken oder die Beschwerden zu lindern.

Beckenbodentraining

Beckenbodentraining ist generell zur Vorbeugung einer Inkontinenz empfehlenswert. Zugleich ist es eine wichtige Behandlungsmethode bei Belastungsinkontinenz. 

Ist der Beckenboden trainiert und sind die Muskeln und Bänder des Halteapparats gestärkt, ist die Gefahr einer Inkontinenz deutlich geringer. Frauen wird ein individuell passendes Beckenbodentraining empfohlen, dass nach Möglichkeit schon vor einer Schwangerschaft regelmäßig durchgeführt wird. Es gibt aber auch Trainingseinheiten, die während der Schwangerschaft geeignet sind oder auch nach der Geburt, spätestens nach dem Wochenbett, fortgeführt werden. 

Frauen, die vor einer Schwangerschaft keine Stärkung des Beckenbodens durchgeführt haben, haben nach der Geburt deutlich stärker damit zu kämpfen die gewünschten Ergebnisse zu erzielen und den Beckenboden im Nachhinein zu kräftigen.

Das Training sollten Betroffene jedoch unbedingt unter fachkundiger Anleitung erlernen, denn nur, wenn die Übungen richtig, regelmäßig und dauerhaft durchgeführt werden, stellen sie eine effektive Vorbeugung bzw. Behandlung der Belastungsinkontinenz dar. Die Wirkung tritt erst nach einigen Wochen Training ein. Es ist daher sehr wichtig, die Übungen nicht zu früh zu beenden, wenn sich scheinbar keine Besserung einstellt.

Übergewicht vermeiden 

Übergewicht erhöht den Druck im Bauchraum und kann dadurch eine Inkontinenz begünstigen. Übergewicht durch viel Bewegung und bewusste Ernährung mit dem Verzicht auf fett- und zuckerreiche Lebensmittel abzubauen, kann somit helfen, einer Belastungsinkontinenz vorzubeugen.

Rauchen 

Da Rauchen häufig zu chronischem Husten führt, was wiederum einen hohen Druck im Bauch erzeugt und den Beckenboden stark belastet, kann es einer Inkontinenz vorbeugen, auf das Rauchen zu verzichten.

Gesunde Ernährung für Blase und Darm

Wer bei seiner Ernährung auf Lebensmittel, die Blase oder Darm reizen, wie blähende Lebensmittel, scharf gewürzte Speisen, Kaffee oder kohlensäurehaltige Getränke, verzichtet, kann ebenfalls einer Inkontinenz vorbeugen. Mit einer ballaststoffreichen Ernährung mit Getreideprodukten, Gemüse und Obst lässt sich zudem vermeiden, dass durch das Pressen beim Stuhlgang infolge einer Verstopfung ein zu hoher Druck auf den Beckenboden ausgeübt wird. 

Behandlungsmöglichkeiten einer Belastungsinkontinenz

Eine Belastungsinkontinenz lässt sich heute sehr gut behandeln. Dabei bieten sich heute verschiedene konservative Verfahren. In besonders schweren Fällen, wenn Ergebnisse konservativer Verfahren ausbleiben, bleibt ein operativer Eingriff die letzte Option, um eine Belastungsinkontinenz erfolgreich zu behandeln.

Beckenbodentraining bei Inkontinenz

Bei leichten Formen der Belastungsinkontinenz kann regelmäßiges Beckenbodentraining dabei helfen, der Muskulatur neue Stabilität zu verleihen. Gezieltes, angeleitetes und richtig durchgeführtes Beckenbodentraining ist dabei für den Erfolg unverzichtbar. 

Wurde jedoch vor der Belastungsinkontinenz nie Beckenbodentraining durchgeführt, so bleiben die Ergebnisse der Patientinnen oft hinter den Erwartungen zurück. Stellt sich trotz regelmäßigem Training kein Erfolg ein, so können andere Behandlungsmöglichkeiten bessere Erfolge erzielen.  

Biofeedback bei Inkontinenz

Eine weitere Variante des Beckenbodentrainings ist die Kombination mit dem sogenannten Biofeedback.

Beim Biofeedback werden mittels Vaginalsonde, der wie ein Tampon in die Scheide eingeführt wird, visuelle und akustische Signale abgegeben, die Auskunft über die richtige Ausführung der einzelnen Beckenbodenübungen geben. Während die Betroffene die Beckenbodenmuskulatur anspannt, kann sie visuell auf dem entsprechenden Messgerät kontrollieren, ob sie das Training richtig ausführt, das heißt, ob der Beckenboden ausreichend und auch lange genug angespannt wird.

Hormonbehandlung bei Inkontinenz

Ist die Belastungsinkontinenz Folge eines Östrogenmangels nach den Wechseljahren, kann eine Hormontherapie gute Ergebnisse erzielen. Zudem kann ein Medikament zur Stärkung des Blasenschließmuskels eingesetzt werden. Da dieses Medikament leider nicht frei von unerwünschten Nebenwirkungen wie zum Beispiel Schlaflosigkeit, Angst oder Kopfschmerzen ist, wird es in der Regel erst bei Belastungsinkontinenz ab Grad II oder III eingesetzt. 

Vaginale Lasertherapie bei Belastungsinkontinenz

Neben dem gezielten Beckenbodentraining, Biofeedback und medikamentösen Behandlungen bietet seit einiger Zeit auch die Lasermedizin eine vielversprechende Möglichkeit, die Belastungsinkontinenz zu behandeln.

Die vaginale Lasertherapie (Vaginalstraffung) ist eine neuartige, minimalinvasive Laserbehandlung der Vagina mit dem Ziel, das Gewebe der Vagina und des umliegenden Harntraktes zu stärken und zu verbessern. Die schonende Methode arbeitet mit einem fraktionierten CO2-Lasersystem. 

Ähnlich einer vaginalen Ultraschalluntersuchung wird bei der Laserbehandlung ein Laser-Applikator in die Scheide eingeführt. Dieser setzt gezielt Energieimpulse frei und erzeugt mithilfe sanfter thermischer Effekte eine minimale Abtragung des Gewebes. Dadurch entstehen Mikroläsionen im überdehnten Bindegewebe sowie in der Muskulatur, was die Heilungsprozesse im Gewebe anregt. Im Vaginalgewebe bilden sich Kollagen und neue kleine Blutgefäße, die das Gewebe stärken, festigen und verdicken und so auch den Beckenboden und den Schließmuskel der Harnröhre stabilisieren. Ein weiterer Vorteil: Auch vaginale Trockenheit, anhaltender Juckreiz und Atrophie können durch die vaginale Lasertherapie erfolgreich behandelt werden.

Weitere Informationen zur vaginalen Lasertherapie

Von einer Belastungsinkontinenz sind viele Frauen betroffen. Auch wenn das Risiko für diese Erkrankung mit zunehmendem Alter steigt, betrifft sie vor allem auch junge Frauen. Besonders wichtig ist es dabei, die Erkrankung und ihre unangenehmen Folgen für den Lebensalltag nicht stillschweigend und mit falscher Scham hinzunehmen. Stattdessen bietet die Behandlung beim Facharzt gute Erfolgsergebnisse, um eine Belastungsinkontinenz zu lindern oder sogar ganz zu heilen.

So stehen heute viele moderne Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, eine Belastungsinkontinenz effektiv und nachhaltig zu behandeln und so die Lebensqualität wieder erheblich zu verbessern.

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Häufig gestellte Fragen zur Belastungsinkontinenz

  • Bei der Belastungsinkontinenz, auch bekannt als Blasenschwäche, der Schließmuskel der Harnröhre geschwächt. Ursache hierfür ist ein geschwächter Beckenboden. Der Schließmuskel wird dadurch übermäßig belastet. Starker, plötzlicher Druck, beispielsweise beim Niesen, Husten oder Lachen, kann dazu führen, dass der Schließmuskel der Blase nicht standhalten kann und unkontrolliert Urin abgeht.

  • Ursache für die Belastungsinkontinenz ist in den allermeisten Fällen ein geschwächter Beckenboden. Dieser wird häufig durch Schwangerschaften, hormonelle Umstellungen, Alterungsprozesse, mangelnde Bewegung oder Übergewicht begünstigt. Auch angeborene Bindegewebsschwächen oder Fehlbildungen des Beckenbodens können ursächlich für eine Belastungsinkontinenz sein.

  • Viele Frauen leiden erst mit zunehmendem Alter an Inkontinenzproblemen, allerdings handelt es sich dabei nicht um eine reine Alterserscheinung. Auch in deutlich jüngeren Jahren, häufig nach vaginalen Geburten, ist eine Belastungsinkontinenz keine Seltenheit. Zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr leidet bereits etwa jede vierte Frau an Harninkontinenz. Mit zunehmendem Alter sind etwa 40% der Frauen davon betroffen.

  • Bei der Belastungsinkontinenz verlieren Betroffene die Kontrolle über ihre Blase, sodass unkontrolliert Urin abgeht. Besonders plötzliche Druckerhöhungen im Bauchraum begünstigen den Harnverlust. Lachen, Husten, Niesen, Sport oder das Tragen von Lasten sind typische Alltagssituationen, bei denen unkontrolliert Urin abgehen kann. Für Betroffene ist die Belastungsinkontinenz aus diesem Grund auch mit einem großen psychischen Leidensdruck verbunden und schränkt die Lebensqualität erheblich ein.

  • Gezieltes Training und optimale Lebensgewohnheiten können eine Beckenbodenschwäche zwar nicht verhindern, allerdings können sie das Inkontinenzrisiko senken und Beschwerden lindern. Gezieltes Beckenbodentraining, viel sportliche Bewegung, die Vermeidung von Übergewicht und gesunde Ernährung sind gute Möglichkeiten, um einer Beckenbodenschwäche und damit einhergehenden Inkontinenzproblemen entgegenzuwirken.

  • Heute stehen verschiedene Möglichkeiten der Behandlung zur Verfügung. Die bekannteste Möglichkeit ist wohl das Beckenbodentraining. Abhängig von der Ausprägung und individuellen Faktoren kann das Beckenbodentraining mehr oder weniger erfolgreich sein, um Beschwerden zu lindern. Ist ein hormonelles Ungleichgewicht für die Inkontinenz verantwortlich, kann auch eine Hormontherapie empfehlenswert sein.

    Darüber hinaus hat sich die vaginale Lasertherapie als beliebte und effektive Behandlungsmöglichkeit von Inkontinenz etabliert. Das minimalinvasive Verfahren arbeitet mit gezielten Laserimpulsen und regt damit körpereigene Regenerationsprozesse an. Der nachhaltige Aufbau von Kollagen und die geförderte Durchblutung führt zu einer Stabilisierung des Beckenbodens und entlastet damit die Harnwege.

  • Die vaginale Lasertherapie wird bereits seit einigen Jahren zur Behandlung verschiedener Beschwerden im weiblichen Intimbereich erfolgreich eingesetzt.
    Auch bei Belastungsinkontinenz hat sich die minimalinvasive Lasertherapie bewährt: Durch gezielte Laserimpulse werden körpereigene Regenerationsprozesse stimuliert und die Durchblutung gefördert. Neue Zellen und kollagene Fasern stabilisieren den Beckenboden nachhaltig. Dadurch wird der, für die Inkontinenzbeschwerden ursächliche, Druck auf die Harnwege reduziert und die Belastungsinkontinenz verschwindet.

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